Arapaima: Fangverbot für Delikatesse

Größter Fisch des Amazonas von Überfischung bedroht

Arapaima
Copyright: Jeff Kubina auf www.flickr.com

Der Arapaima, größter Fisch des Amazonas, gilt in Peru als Delikatesse. Doch durch den übermäßigen Fischfang wird er immer seltener.

Arapaima können über 2 Meter lang und bis über 130 Kilogramm schwer werden. In Peru nennt man sie Paiche. Arapaima sind die einzigen Fische, die sich nicht vor den Piranhas fürchten, sondern diese sogar verspeisen. Ihre harten Schuppen schützen sie vor den scharfen Zähnen der räuberischen Piranhas.

Der gigantische Arapaima (arapaima gigas) ist im Amazonas Gebiet von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Denn sein Fleisch besitzt einen hohen Fettgehalt. Die Fischerfamilien salzen und trocknen den Fisch, bevor sie ihn auf dem Markt zum Kauf anbieten.

In den teuersten Restaurants auf der Karte

In Peru taucht er sogar auf den Speisekarten der besten Restaurants auf. Die Kunden schätzen besonders sein festes Fleisch. Denn dieses ist äußerst schmackhaft. So wundert es nicht, dass der Paiche seit Jahrhunderten für die Indianer und Bewohner der Flussufer das entscheidende Nahrungsmittel darstellt.

Die Paiche bewegen sich meist dicht unter der Wasseroberfläche. Damit aber werden sie zum leichten Fang für die Fischer. Nun hat Peru im Naturschutzgebiet Imiria ein 10-jähriges Fangverbot für den Paiche verhängt. Damit soll der Paiche vor Überfischung geschützt werden. Nur die indigene Bevölkerung ist davon ausgenommen. Denn den Indianern gibt der Arapaima die benötigten Nährstoffe. Sie sind ganz wesentlich auf den großen Fleischlieferanten angewiesen.

Seltsamer Arapaima: ständig nach Luft schnappen

Der Arapaima unterscheidet sich von den meisten anderen Fischen. Denn er atmet nicht nur durch die Kiemen. Als Fisch besitzt er etwas Außergewöhnliches. Ja, tatsächlich, der Arapaima hat eine primitive Lungenform, die Schwimmblase. Deshalb bewegt er sich meist nahe an der Wasseroberfläche. Denn alle 10 bis 15 Minuten muss er auftauchen, um nach Luft zu schnappen. Dabei macht er ein weit hörbares schmatzendes Geräusch.

Wer ihn fangen will, sperrt also die Ohren weit auf. Sobald das Geräusch ertönt, wird klar, wo sich der Fisch gerade befindet. Deshalb können ihn Fischer und Angler, mit Netz oder Harpune, so leicht erwischen.

Doch seine Schwimmblase hat auch Vorteile. Da er mit seiner Schwimmblase immer frische Sauerstoffzufuhr erhält, kann er in äußerst sauerstoffarmen Gewässern und schlammigen Tümpeln leben.

Die Deutsche Welle berichtet über ein Treffen von Fischereiexperten mit den indigenen Fischern im Naturschutzgebiet Imiria in Peru. Gemeinsam wollen sie einen Weg finden den Arapaima oder Paiche, wie er auch genannt wird, zu schützen. Dazu wollen sie aber den Fang des Fisches nicht vollständig verbieten. 

Früher fischte man Riesenexemplare

Weltweit steht der riesige Fisch in der Größentabelle mit ganz oben. Er zählt zu den größten Süßwasserfischen der Erde und zu den größten Tieren des Amazonas. Früher gab es angeblich noch weit größere Exemplare, sogar doppelt so große. Denn in historischen Berichten ist von Längen bis 4,5 Metern die Rede und von Gewichten bis zu 200 Kg. Heute allerdings findet man solche Riesenexemplare nicht mehr. Die Fischer nehmen den Arapaimas jegliche Chance, so groß zu werden. Sie werden vorher gefangen und verspeist.

Männchen der Riesenfische: fürsorgliche Väter

Die Männchen spielen bei der Aufzucht die entscheidende Rolle. Sobald das Weibchen den Laich in eine kleine Grube gelegt hat, lässt das Männchen ihn nicht mehr aus den Augen. Der Laich selbst besteht aus 100.000 Eiern. Laut dem WWF findet ein Maulbrüten, wie oft behauptet, nicht statt. Es sei allerdings möglich, dass ein Männchen den Laich umbettet und kurzzeitig im Maul transportiert.

Der Vater kümmert sich auch um die schwimmfähig gewordenen Jungfische. Er führt seine schwimmenden Nachkommen in einem geschlossenen Schwarm. Die jungen Fische halten sich dabei stets über dem Kopf des Vaters auf. Nach aktuellen Erkenntnissen scheidet das Männchen einen Kontaktstoff aus, durch den die jungen Arapaimas immer in der unmittelbaren Nähe des Vaters bleiben können.  Oder, falls sie den Vater verloren haben, hilft ihnen der Kontaktstoff über größere Entfernungen zu ihm zurück zu finden.

Tatsächlich sind die Männchen bei Fischen allgemein bei der Brutpflege wichtiger als die Weibchen. Denn bei den Fischarten, die Brutpflege betreiben, kümmern sich mehr als 60 Prozent der Männchen um den Nachwuchs. Die Biologin Lisa Signorile formuliert es so: Für Fischkinder sind Väter wichtiger als Mütter.

Zunge als Schmirgelpapier genutzt

Der Arapaima lebt in Flüssen Brasiliens, Guyanas und Perus. Vor allem kommt er dort im Amazonas und Orinoko sowie den jeweiligen Nebenflüssen vor. Und zwar vor allem in dicht bewachsenen Gewässern und Flüssen. Ins Auge fällt sofort der flache, knochige Kopf des Fisches und sein langer, stark beschuppter Körper. In Brasilien nennt man den Fisch Pirarucu, was roter Fisch bedeutet. Der Name kommt wohl von seinen rot umrandeten Schuppen, auch das Fleisch hat eine rötliche Färbung.

Der große Raubfisch ernährt sich vorwiegend von Fischen. Die gibt es im Amazonas zu Tausenden, eine enorme Fischvielfalt in allen Formen und Farben. Hin und wieder aber holt sich ein Arapaima auch einen Frosch oder Vogel von der Wasseroberfläche. Ja, er gelangt sogar ein Stück weit aus dem Wasser, sodass er sich auch mal ein Tier von einem niedrig hängendem Ast schnappt. Der Raubfisch hat ein großes Maul mit nicht sehr scharfen, kegelförmigen Zähnen und eine knochige, raue Zunge. Diese nutzen Indianer als Schmirgelpapier. Manche fertigen aus den rauen Schuppen der Zunge Nagelfeilen oder auch ihre Schmuckstücke.

Stundenlang in schwindelerregender Fahrt fortgeschleppt

Der holländische Arzt Dr. A. Melchior schreibt in seinem Buch „Amazonas – Hölle und Paradies“ von den Jagdmethoden der Caboclos. Caboclos werden die Mischlinge aus Indianern und Europäern genannt, die an den Ufern des Amazonas und der Nebenflüsse leben. Melchiors Reisebericht stammt aus den 50iger Jahren.

„Langsam gleitet das Kanu dahin, bis im richtigen Augenblick die Harpune, zumeist nicht weit weg, ins Wasser schießt…die mit Widerhaken versehene Spitze sitzt an der langen, starken Schnur in dem schuppigen Körper des Fisches, der pfeilschnell davonjagt. Der Fischer lässt die Leine allmählich gleiten, so dass die verwundete Beute das Kanu immer rascher zu ziehen beginnt.

Das Tier ist stark. Der Mann im Kanu hält die Leine und beschränkt sich darauf, das Kanu so geschickt zu lenken, dass kein Unglück geschehen kann, während er über das Wasser gezogen wird. Wie lang und wie schnell, kann ich nicht mit Sicherheit angeben. Geschichten über Boote, die stundenlang in schwindelerregender Fahrt fortgeschleppt werden, hört man ebenso häufig, wie solche, die in von einem tagelangen, spannenden Kampf mit dem getroffenen Pirarucu erzählen.“

Fischfleisch mit schnellen Motorbooten in die Städte

Nach den Schilderungen von Melchior brachten die Fischer und Händler das begehrte Fischfleisch bereits damals in den 50iger Jahren mit Motorbooten in die Städte:

„Die schönen, großen Fleischstücke der Flanken werden gesalzen. Dann auf Holzgestellen, die sich bei jeder Hütte befinden, getrocknet und verkauft. Über Patróns und Zwischenhändler gehen sie, heutzutage in Motorbooten, in die Städte am Amazonas-Strom und nach dem Süden. Ganze Schiffsladungen gelber, stinkender Fischstücke!“

Melchior aber ist entsetzt darüber, dass den schlecht ernährten Caboclos das nahrhafte Fischfleisch nicht bleibt.

„Mit vieler Anstrengung, List und Gefahr haben die Caboclos die großen Fische gefangen. Und nun bekommen sie Pfannen und Kessel dafür, Nägel, Salz und Sicherheitsnadeln, Kleider und für sie unbrauchbare Schuhe mit hohen Absätzen. Ich habe den Eindruck bekommen, daß die Motorboote, die den Transport des getrockneten Pirarucu so sehr erleichtert haben, die Ernährungsverhältnisse der Caboclos ebensosehr verschlechtern.“

Initiativen schützen den Arapaima

Heute haben sich die Fangmethoden verändert. Rücksichtslos bringen die Fischer den Arapaima jetzt vor allem mit Strom, Dynamit und Gift zur Strecke. Seit den 70er Jahren haben sich damit die Fangzahlen bereits halbiert, so die Angaben des WWF. Außerdem gefährdet der großflächige Eintrag von Pestiziden, Quecksilber und Öl in die Gewässer des
Amazonasgebietes das Überleben des Arapaimas.

Bill ist ein Video Journalist und die meiste Zeit in der Natur unterwegs. In diesem Film reist der Journalist mit Steve Townson bis in den tiefen Amazonas, um einen Arapaima zu finden.

 

Bereits in weiten Gebieten ausgerottet

Doch immer mehr Menschen engagieren sich in Initiativen und Organisationen, um die Überfischung zu stoppen und den Arapaima zu schützen. Denn die übermäßige Befischung hat den Arapaima bereits in weiten Gebieten des Amazonas und seiner Nebenflüsse ausgerottet.

Aufgrund fehlender Bestandszahlen ist der Arapaima bisher jedoch noch nicht in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN geführt, so die Angaben des WWF. Die Art ist aber aufgrund ihrer zurückgehenden Bestände im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) in Anhang II gelistet. Dieser Anhang reguliert den internationalen Handel.

Das Video von Cosmos News zeigt anschaulich mit erstaunlichen Bildern, wie unvorstellbar groß der Fisch ist. Aber auch, dass es noch nicht zu spät ist, sich für seinen Schutz einzusetzen.

Quellen:

  • Foto „Arapaima“: Copyright Jeff Kubina auf www.flickr.com
  • WWF-Artenlexikon: Arapaima (Arapaima gigas)  Stand: 08.01.2016
  • National Geographic: Arapaima
  • Dr. A. Melchior: Amazonas – Hölle und Paradies, Zürich 1956
  • Wikipedia: Arapaima (18.09.2016)
  • Lisa Signorile: So macht es das Krokodil, München 2017, Originalausgabe: Il Coccodrillo Come Fa – La Vita Sessuale Degli Animali, Torino 2014

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Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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