Fleischkonsum zerstört Regenwald

Die Rinderzucht benötigt immense Flächen.

Fleischkonsum zerstoert Regenwald
Rinderzucht statt Regenwald Copyright: Bernd Kulow

Der Weltmarkt für Rindfleisch wächst ständig. Brasilien ist zum größten Exporteur für Rindfleisch geworden. Doch der Fleischkonsum zerstört Regenwald. Denn für die Rinderzucht wird der Amazonas Urwald abgeholzt. Welchen Ausweg gibt es?

In den letzten Jahrzehnten hat die Rinderzucht in Brasilien immense Ausmaße angenommen. Dafür musste der Regenwald weichen. Wo einst das Jahrtausende alte Ökosystem Regenwald gedieh, weiden heute riesige Rinderherden. Kurzfristig gedacht scheint die weitere Existenz des Regenwalds überflüssig. Gewinn dagegen bringt die Abholzung und die folgende Rinderzucht. Der Markt nach Rindfleisch wächst enorm.

Bislang allerdings findet die Rinderzucht in Brasilien nur mit mäßigem Erfolg statt. Denn nach der Rodung entstehen nicht einfach saftige Weideflächen. Nach einer kurzen, fruchtbaren Phase bleibt ein nährstoffarmer Boden zurück. Der Regenwald nämlich besitzt nur eine geringe Humusschicht. Sobald der Wald gerodet ist, wird der wenige Humus vom Regen in die Flüsse geschwemmt.

Regenwald ohne viel Humus

Wie aber existiert der üppige Regenwald mit den bis zu 50 Metern hohen Tropenbäumen und der enormen Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen auf der dünnen Humusschicht? Die Wurzeln der Bäume ragen nicht bis tief in die Erde, sondern bilden ein weitflächiges Wurzelgeflecht. Und diese Wurzeln sind von feinen Pilzen überzogen. Die Pilze nehmen die Nährstoffe auf und geben sie an die Baumwurzeln weiter. Im Tausch erhalten die Pilze Zucker und Aminosäuren. Diese Art einer Symbiose nennt man Mykorrhiza. So existiert der üppige Regenwald ohne viel Humus.

Die Indianer bearbeiten deshalb nur wenige Jahre ein durch Brandrodung gewonnenes Stück Land. Danach nehmen sie ein neues Stück Wald, um es zu kultivieren. Doch sie brauchen nur kleine Felder. Der Wald holt sich die kleinen Flächen zurück.

Der Fleischkonsum zerstört Regenwald

Die heutige Massenrinderzucht dagegen vernichtet den Regenwald für immer. Ein Regenwald mit seiner unvorstellbaren Artenvielfalt und den Jahrhunderte alten Tropenbäumen lässt sich nicht wieder herstellen. Die riesigen Flächen vernichteten Regenwalds sind nur noch für den Gewinn der Rinderzüchter gut und für den steigenden Rindfleischkonsum auf der ganzen Welt. Laut der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen wird der globale Fleischkonsum bis 2050 um 70 Prozent steigen.

Brasilien ist nun bemüht, die Rinderzucht effektiver zu gestalten. In der Tat gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die Fleischproduktion pro Hektar Land zu erhöhen. Das könnte den Druck auf die noch bestehenden Regenwaldflächen vermindern. Doch bisher wird weiterhin der Urwald platt gemacht, um den Fleischmarkt der Welt bedienen zu können.

Dieser Bericht von der Deutschen Welle zeigt die Maßnahmen mit denen die Rinderzucht in Brasilien effektiver gemacht werden kann. (Von der DW hochgeladen 21.12.2010)
Fast unbemerkt ist Brasilien zum weltgrößten Exporteur von Rindfleisch aufgestiegen. Einer der ganz großen im Geschäft: Der Fleischfabrikant JBS. Das Unternehmen hat Konkurrenten rund um den Globus übernommen und bewegt rund 30 Mrd. Dollar im Jahr. Laut UN wird sich der globale Fleischkonsum bis 2050 verdoppeln. Wohin soll das führen?

Die OECD erwartet, dass schon in acht Jahren zwei Drittel aller Fleischexporte aus Brasilien stammen werden. Wie ist das möglich? Das Agrarforschungsinstitut Embrapa hat hier eine Schlüsselrolle. Es hat in den vergangenen Jahrzehnten Saatgut und Gräser entwickelt und Rinderrassen gekreuzt. Effizienzsteigerung auf der ganzen Linie. Kritiker befürchten jedoch ein Wachstum auf Kosten der Waldbestände.

Kolumbien: Andere Wege einschlagen

In Kolumbien kommt der Amazonas Regenwald durch die extensive Rinderzucht ebenfalls immer stärker in Bedrängnis. Hier ist sogar der Nationalpark Chiribiquete bedroht. Es ist der größte Nationalpark Kolumbiens mit einer Fläche etwa so groß wie Belgien. Die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (giz) unterstützt jetzt mit neun Pilotprojekten Rinderfarmer beim Schutz des Nationalparks. Sie versucht die Rinderzüchter zu überzeugen ihre Rinderherden mit einfachen Maßnahmen effektiver zu managen. So soll auch hier die Fleischproduktion pro Hektar Land steigen und der Urwald vor weiterer Abholzung geschont bleiben.

Ökologisch bewusste Farmer einer neuen Generation haben bereits eine andere Einstellung zum Wert des Regenwalds entwickelt. Sie wollen mit Bio-Produkten bei den entsprechenden Käuferschichten in den Städten höhere Preise erzielen. Noch aber ist es ein weiter Weg, bis sich die Einstellungen auf breiter Ebene ändern. Und zudem bringen andere Nutzungen höheren Gewinn, wie zum Beispiel der Coca-Anbau. Auch dafür wird Regenwald abgeholzt.

Die Deutsche Welle berichtet über ein wegweisendes Projekt in Kolumbien, eines der artenreichsten Länder der Welt. Es beherbergt einen Teil des Amazonas. Doch auch hier wird einzigartige Tier- und Pflanzenwelt durch Rodung bedroht. Ein Pilotprojekt der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit soll zum Umweltschutz bewegen und den Raubbau an der Natur stoppen.

Was gilt es zu tun?

Bessere Rinderrassen und Gräser, effektives Management – die Rinderzucht in Brasilien ließe sich auf den bereits existierenden Rinderwiesen verbessern. Gleichzeitig muss die Rodung von Regenwald endgültig beendet werden. Der übermäßige Fleischkonsum, vor allem in den reichen Ländern, ist völlig überflüssig. Denn mit weniger Fleisch lebt man gewiss gesünder.

Fleischkonsum zerstört Regenwald – dieser Zusammenhang muss durchkreuzt werden. Die Weltbevölkerung wird in jedem Fall weiter wachsen. Höchste Zeit, dass vor allem wir wohlgenährten Menschen unseren Fleischbedarf zurückzuschrauben.

Zudem lässt die Massentierhaltung bei uns den Nutztieren kaum Raum für ihre ursprünglichen Verhaltensweisen. Denn sie stammen von wilden Tieren ab und diesen Vorfahren ist ihr Verhalten in großen Teilen noch geprägt.

Wie unsere Nutztiere sich im Freien verhalten, das birgt für Städter ziemliche Überraschungen.

Quellen:

Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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