Transamazonica: Lkw im Urwald

Die Zerstörung begann mit einer Straße

Transamazonica
Hier bricht die Transamazonica ein, weil unter der Piste ein reißender Strom fließt.

Der erste Spatenstich 1970 zum Bau der Transamazonica war gleichzeitig der Beginn eines Netzes von Fernstraßen durch den Dschungel. Seitdem bilden die Straßen die Infrastruktur für die Zerstörung des Regenwalds.

Die Transamazonica durchschneidet den Regenwald vom Nordosten Brasiliens über dreitausend Kilometer bis nach Westen. Anfangs hatte die Militärregierung als Ziel propagiert, dass Amazonien mit der Mega-Straße entwickelt und besiedelt werden sollte. Doch Amazonien war nicht unbewohnt, sondern der Lebensraum unterschiedlichster Indianer-Ethnien. Auf jeden Fall brachte die Transamazonica Holzfäller und Spekulanten. Außerdem kamen große Agrarkonzerne und Ölfirmen. Mit anderen Worten, die Straßeninfrastruktur öffnete den Regenwald für die Zerstörung.

Transamazonica

Der Pathos, mit dem am 9. Oktober 1970 der Präsident der Militärregierung Brasiliens in Altamira den Grundstein für die Transamazonica legte, zeigte sich am folgenden Tag im Bericht der Zeitung Folha de Sao Paulo:

„Bewegt verfolgte der Präsident das Fällen eines fünfzig Meter hohen Baumes auf der Trasse der künftigen Straße. Dann enthüllte er ein Denkmal (…), eingearbeitet in den Stamm eines Paranussbaumes mit rund zwei Metern Durchmesser mit der Inschrift: An den Ufern des Xingu, mitten im Urwald, legte der Präsident der Republik den Grundstein für die Transamazonica – der historische Beginn der Eroberung dieser gigantischen grünen Welt“.

Transamazonica: soziale Spannungen lösen?

Die Militärregierung sprach davon, dass die Transamazonica die ökonomische Expansion fördern und soziale Spannungen abbauen werde. Man erwartete eine Völkerwanderung. Und in der Tat brachen viele Menschen aus dem überbevölkerten Osten und Süden zur Landnahme nach Amazonien auf. Denn die Umsiedler erwarteten landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Statt dessen mussten sie zuerst Wald roden, um Agrarland zu bekommen.

Michael Unger beschreibt seine arte Reportage „Brasilien: BR 163 – Die Amazonas-Autobahn“ für den Sender arte: Heute will  Jair Bolsonaro, seit Januar 2019 neuer rechtspopulistischer Präsident Brasiliens, seinen umweltpolitischen Diskurs in die Realität umsetzen und die Wirtschaft seines Landes ultraliberal fördern. Die BR 163 ist damit zu einem Symbol geworden, denn sie verkörpert alle widersprüchlichen Ambitionen Brasiliens: Einerseits will es raus aus der Verschuldung und in den erlesenen Kreis der führenden Wirtschaftsnationen der Welt aufsteigen. Andererseits kämpfen in Brasilien viele Aktivisten darum, nach den Jahrzehnten des Raubbaus die noch intakten Teile des gigantischen Ökosystems zu bewahren.

Doch der erste Ansturm im Zuge des Baus der Dschungelstraße ebbte schnell ab. Damit erwiesen sich die Ankündigungen und Pläne der Regierung als bloße Propaganda. So formuliert es Erwin Kräutler in seinem Buch „Lebenswelten und Problemfelder in Amazonien heute“. Denn die unwirtlichen Lebensbedingungen stellten für viele ein unüberwindliches Hindernis dar. Schließlich blieben nur 15 Prozent der Umsiedler tatsächlich im Urwald.

Adern der Zerstörung

Bis heute bleibt die Transamazonica besonders zur Regenzeit auf weiten Teilen unbefahrbar. Denn auf langen Strecken schwemmen tropische Regengüsse die Straße jedes Jahr hinweg. In der Regenzeit überschwemmt der Amazonas weite Gebiete entlang seiner Ufer. Wo Nebenflüsse in den Amazonas münden, entstehen dann Sümpfe mit bis zu 50 Kilometer Breite.

Eindrücke von der Schlammschlacht auf der Transamazonica – unglaublich! Zum Ende des Videos versinkt ein ganzer Bus und schwimmt davon. 

Hier versinkt ein Lastwagen im Schlamm.

Die Verbindung von Brasilien bis Peru ist noch nicht gebaut. Denn laut Wikipedia gibt es politische Widerstände, da die Anrainerstaaten im Westen, hauptsächlich Peru und Bolivien, eine brasilianische Hegemonie fürchten. Demnach würde das neue Straßenprojekt die Vormachtstellung Brasiliens fördern.

Harte Kritik gegenüber dem Projekt gibt es außerdem von Seiten der Indianer. Zudem kämpfen Natur- und Umweltverbände gegen einen weiteren Ausbau der Transamazonica und des Straßennetzes im Amazonas-Regenwald. Denn die Straßen sind die Adern der Zerstörung im tropischen Urwald Amazoniens.

Quellen:

  • Erwin Kräutler, Lebenswelten und Problemfelder in Amazonien heute, Wiener Vorlesung, Wien 2006
  • Wikipedia: Transamazonica, Juli 2016

Bildnachweise:

Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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