Der Amazonas ist Autobahn, Landstraße und Schiene zugleich. Auf ihm durchqueren riesige Ozeanschiffe den Kontinent.
Alle Güter schwimmen in unterschiedlichsten Schiffstypen den Amazonas hinauf oder hinunter. Mit den 1.000 Amazonas-Nebenflüssen besitzt das Amazonas-Becken das größte Schifffahrtsnetz der Welt. Selbst die Großstadt Iquitos, mitten im Dschungel gelegen, besitzt keine Straßenanbindung.
Rund 7.000 Kilometer lang fließt der stärkste Fluss der Welt durch den Kontinent. Doch wie überquert man diesen Fluss? Denn über diesen Fluss führt keine einzige Brücke auf dem ganzen Weg von den Anden Perus bis zur Atlantik-Mündung in Brasilien. Deshalb bleiben als einzige Möglichkeit ans andere Ufer zu kommen nur Boote und Fähren.
Warum gibt es keine einzige Brücke über den Strom?
Bleibt die Frage, warum man bis heute keine Brücke über den Fluss gebaut hat. An seiner schmalsten Stelle ist der Fluss nicht mal zwei Kilometer breit. Doch in den Tropen sind die Jahreszeiten anders. Hier gibt es keinen Winter, sondern Regen- und Trockenzeiten. Und wenn der tropische Regen hereinbricht und die Regenzeit beginnt, schwillt der Fluss zu einer enormen Breite an. Wo seine Breite sonst 2 bis 5 Kilometer misst, sind es innerhalb weniger Wochen bis zu 20 Kilometer Breite.
Dieses gigantische Überschwemmungsgebiet – Varzéa genannt – entsteht jedes Jahr aufs Neue. Eine Brücke mit der Länge des Flusses in der Trockenzeit würde während der Monate andauernder Regenzeit zu beiden Seiten hin im Wasser enden.
In Folge müsste eine Brücke über den Amazonas eine enorme Strecke überwinden. Zudem sind die Böden sehr weich und dem entsprechend wäre der Brückenbau eine riesige technische Herausforderung. Der technische und finanzielle Aufwand wäre unermesslich. Insofern bildet der Strom selbst mit seiner Vielzahl von Nebenflüssen das Autobahn- und Straßennetz insgesamt. Alles wird auf den Flüssen transportiert. So sieht man Ozeanschiffe im Dschungel und daneben winzige Einbaum-Boote. Im Amazonas-Becken existiert kein verzweigtes Straßennetz. Die Transamazonica, eine Piste, die den Urwald durchquert, verläuft wie der Amazonas selbst von Osten nach Westen.
Romantische Amazonas-Schiffe
Wer auf dem Amazonas unterwegs ist, erblickt ein buntes Sammelsurium unterschiedlichster Schiffstypen. Am bekanntesten sind wohl die Fahrgastschiffe. Denn sie erinnern an vergangene Zeiten und geben vor dem Dschungel-Ufer ein romantisches Bild.
Kennzeichnend sind ihre mehrstöckigen, ovalen Aufbauten und die ringsum laufenden Veranden. Ihre bunten, großen Aufschriften und Verzierungen zeugen von der Mentalität der Amazonas-Bewohner.
Hin und wieder tauchen auch luxuriöse Privatyachten auf. Selbst Bill Gates soll den Amazonas mit seiner Yacht bis ins berüchtigte Länderdreieck Kolumbien-Brasilien-Peru hinauf gefahren sein.
Auf den üblichen Passagierschiffen finden nicht nur Fahrgäste Platz, sondern im unteren Stock erdulden Tiere die Schifffahrt – Rinder, Schweine oder Pferde etwa. Oben liegen die Passagiere in ihren Hängematten dicht aneinander gedrängt.
Containerschiffe mit Bodenschätzen
Immer häufiger sieht man große Frachtschiffe oder Containerschiffe den Amazonas befahren. Auf diesen Ozeanschiffen im Dschungel werden vor allem die Schätze des Amazonas-Beckens abtransportiert: Tropenholz und Bodenschätze. Denn in Amazonien sind in den vergangenen Jahren immer größere Vorräte an Rohstoffen entdeckt worden. Unter Einsatz moderner Techniken werden zum Beispiel Bauxit, Eisenerz, Zinn oder Uran abgebaut. Dabei dienen die Flüsse als Transportwege.
Nahe am Ufer des großen Stromes bewegen sich die Indianer oder Caboclos in ihren Einbaum-Booten. Früher mussten sie auch lange Strecken mit Muskelkraft zurücklegen.
Heute besitzen die größeren Einbaum-Boote häufig einen Außenbordmotor. Dennoch sind die Amazonas-Bewohner auf dem Weg zum Markt oft eine Woche oder länger unterwegs. Denn ihre Dörfer liegen weit ab im Amazonas Regenwald. Um die Menschen in den abgelegenen Dörfern ärztlich zu versorgen, kreuzen drei Krankenhausschiffe auf dem Amazonas.
Das Flussbett ist so tief, dass selbst Überseeschiffe von der Atlantikmündung aus 3.700 Kilometer weit den Dschungelfluss hinauf fahren können. Dabei durchfahren Ozeanschiffe im Dschungel fast den gesamten Kontinent.
Die Orte am Amazonas und seinen Nebenflüssen sind meist nur per Schiff zu erreichen oder mittels Flugzeug. Straßen gibt es meist keine oder sie sind Monate lang nicht befahrbar. Somit kann sich Iquitos, die 350.000-Einwohner Stadt im Norden Perus am Ufer des Amazonas, rühmen, die größte Stadt der Welt zu sein ohne eine Straßenanbindung. Doch wie leben die unterschiedlichen Menschen an den Ufern der Flüsse? Ein Dokumentationsfilm beschreibt das Alltagsleben der Fluss-Menschen.
Großstadt ohne Straßenanbindung
Die einzige Straße, die Iquitos verlässt, endet nach rund 90 Kilometern in Nauta und damit im Dschungel. Der Fluss versorgt also die gesamte Stadt. Die kann sich auch ihres Hafens rühmen: Kein Überseehafen der Erde liegt weiter vom Meer entfernt – 4000 Kilometer.
Die Flüsse sind die Straßen des Dschungels: 80.000 Kilometer insgesamt sind schiffbar auf dem Amazonas und seinen zahlreichen Nebenflüssen. Der Gütertransport findet fast ausschließlich auf den Flüssen statt. Der Amazonas selbst bildet die Hauptverkehrsader im gesamten Amazonasbecken. Mit seinen vielen schiffbaren Nebenflüssen bildet der Amazonas das größte Wasserstraßennetz der Erde.
Ozeanschiffe im Dschungel: Kreuzfahrten
Große Kreuzfahrtschiffe fahren den Amazonas hinauf bis Manaus. Die Ozeanschiffe befahren sogar Nebenflüsse, wie den Rio Tapajos oder den Rio Negro. An Bord gibt es jeden nur denkbaren Komfort und höchste Sicherheitsstandards. Dennoch bekommen die Passagiere einen kleinen Einblick in die Schönheiten und die Geheimnisse des Stromes. Ausflugsfahrten in die Ufergebiete vermitteln zudem einen Eindruck vom Regenwald. Insgesamt also ein Abenteuerurlaub der luxuriösen Art für Amerikaner und Europäer und mittlerweile auch für Asiaten.
Quellen:
- Travelbook: „Warum über den längsten Fluss der Welt keine einzige Brücke führt“, 28. März 2019
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