Blattschneider-Ameisen: Gärtner des Dschungels

Wo ein Heer der Ameisen auftaucht, bleibt nichts Grünes zurück

Blattschneiderameisen
Copyright: Bernd Kulow

Blattschneiderameisen züchten selbst Pilze. Dazu sind Millionen der Ameisen miteinander vernetzt. Aber wie kommunizieren sie?

Wenn die Blattschneiderameisen in riesigen Kolonnen unterwegs sind, scheint sich das gesamte Laub am Boden fortzubewegen. Jede Ameise schleppt ein Stück Blatt oder Blüte zu ihren unterirdischen Nestern. Dort sind ständig bis zu einer Million Arbeiterameisen in Aktion. Bis zu 28 solcher Nester haben Wissenschaftler auf einem Hektar gefunden. Diese Nester reichen 2 Meter tief in den Boden. Stickig wird es dort unten aber nicht. Denn ein ausgeklügeltes System der Be- und Entlüftung sorgt für ein optimales Klima zur Aufzucht der Brut.

Wenn die Blattschneiderkolonien losziehen, zerschneiden sie in kurzer Zeit das Laub ganzer Bäume. Ein Heer dieser Ameisen kann jeden Garten oder jeden Acker vollständig zerlegen. Nicht gerade einfach für denjenigen, der in ihrem Einzugsbereich Landwirtschaft betreibt.

Hier gehts ab: Ein Heer von Ameisen zerschneidet das Laub. Dann wie auf einer viel befahrenen Autobahn werden die Blätter transportiert. Immense Mengen Blätter verschwinden im Bau der Ameisen. 

Doch all das Grünzeug, das sie zusammen rauben, verschmähen sie. Diese Art von Rohkost scheint ihnen nicht zu schmecken. Kein Wunder: Viele Pflanzen versuchen sich gegen Insektenfraß zu schützen, indem sie Gifte produzieren. Die Blätter werden dadurch für Tiere unbekömmlich.

Blattschneiderameisen: Intelligenz durch Vernetzung

Die Ameisen mussten sich also etwas einfallen lassen! Zuerst zerraspeln sie alle Blätter in winzige Teilchen, zerkauen alles zu einem Brei. Danach züchten sie auf dieser Masse kleine Pilze. Und später pflegen sie die Pilz-Beete solange, bis aus ihnen kleine Knöllchen wachsen. Knöllchen voller Nährstoffe. Diese werden schließlich von den Ameisen geerntet und verspeist. „Man kann sagen, dass die Blattschneiderameisen eine Form der Landwirtschaft entwickelt haben, die der unseren frappierend ähnelt – und das Jahrmillionen vor dem Menschen“, sagt der Evolutionsbiologe Simon Conway Morris im Spiegel-Interview.

Angesichts dieser Raffinesse im Überlebenskampf stellt Uwe George die Frage, ob Intelligenz durch Vernetzung zustande kommt. Denn die als Kollektiv sich derart intelligent verhaltenden Ameisen lieferten doch den besten Beweis dafür. Und schließlich fragt er sich, ob der ganze Regenwald mit seinen Millionen Pflanzen und Tierarten, die alle vielfältig miteinander vernetzt sind, nicht überhaupt ein Überorganismus ist, eine Art gewaltiges grünes Gehirn.

Was für ein exakter runder Schnitt! Faszinierend wie die kleinen Ameisen das bewerkstelligen! 

Mit Düften kommunizieren

Jedenfalls stimmen Millionen von Ameisen ihr Handeln aufeinander ab. Viele Aufgaben sind genau verteilt. Wie aber verständigen sie sich darüber? Ameisenforscher haben 38 Typen von Drüsen bei Ameisen festgestellt. Damit geben die Tiere Duftstoffe nach außen ab. Ein Großteil davon dient der chemischen Kommunikation. Kundschafterinnen zum Beispiel, die nach geeignetem Laub suchen, legen eine Duftspur. Diesen Wegweiser nutzen dann die Ameisen, um an die Fundstelle zu gelangen.

Wie scharf die Werkzeuge der Blattschneiderameisen schneiden, erfährt Chris Morgan an seinem eigenen Finger. Den Finger kann die Ameise zwar nicht zerschneiden wie ein Blatt, aber es schmerzt gewaltig.

Auch die Königin weiß die Düfte zu nutzen. Denn ein Millionen-Volk der Blattschneider-Ameisen besteht aus lauter Kindern der Königin. Wie hält sie das Monopol der Fortpflanzung? Im Laufe ihres Lebens kann sie bis zu 150 Millionen Nachkommen haben. Damit es so bleibt, sendet die Königin Duftstoffe aus. Diese auch Pheromone genannten Stoffe verhindern das Eierlegen der Königstöchter. Denn sie unterdrücken die vollständige Entwicklung ihrer Geschlechtsorgane.

 „Zahlreiche Pheromone regeln das Verhalten der einzelnen Ameisen untereinander“, schreibt Tierforscher Ulrich Schmid. „Sie sorgen dafür, dass der Superorganismus des ganzen Ameisenstaates reibungslos funktioniert.“

So warnen Ameisen mit ihren Duftstoffen auch vor Feinden. Ja, sie erkennen sich als Angehörige eines Ameisen-Volkes anhand der Pheromone und entsprechend auch fremde Ameisen. Die Duftstoffe wirken in unvorstellbar geringen Konzentrationen.

Eine tote Ameise verliert ihren typischen Geruch nach zwei Tagen. Dann wird die Ameisen-Leiche auf den Abfallhaufen der Kolonie entsorgt. Die Forscher stellten dazu folgendes Experiment an: Sie markierten eine quicklebendige Ameise mit Ölsäure, dem Geruch für Leiche. Was geschah? Die angebliche Leiche landete sehr schnell auf dem Abfallhaufen. Etliche Ameisen hatten sie gepackt und dorthin verfrachtet. Erst als sie sich ausgiebig geputzt hatte, war sie wieder willkommen.

Liefern Ameisen neue Medikamente?

US-Forscher fasziniert die Welt der Blattschneider-Ameisen. Deshalb wollen sie erforschen, ob die Ameisen bei der Herstellung von Antibiotika hilfreich sein können. 

Forscher wollen jetzt herausfinden, ob Ameisen für die Herstellung neuer Antibiotika entscheidend sein können. Man weiß bereits: Die Ameisen haben Bakterien auf ihrem Körper, die Antibiotika produzieren. Diese Bakterien sind verwandt mit Bakterien, aus denen Antibiotika für die Heilung menschlicher Krankheiten gewonnen werden.

Da Bakterien im Laufe der vergangenen Jahre resistent gegen einige Antibiotika geworden sind, suchen Forscher jetzt verzweifelt nach neuen Antibiotika in der Natur. Deshalb untersuchen Biologen zurzeit auch das Fell von Faultieren. Dort vermuten sie neue Antibiotika. Denn Antibiotika haben ihre Grundlage in der Natur. Rein künstlich dagegen lassen sie sich nicht herstellen.

Quellen:

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Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film (www.mango-film.de). Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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