Vampire im Dschungel

Speichel hilft Schlaganfallpatienten

Vampirfledermaus im Flug
Vampirfledermaus: By Uwe Schmidt (File:Desmo-Flug-03.tif) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Sie leben ausschließlich vom Blut anderer. Doch im Notfall sind sie bereit Blut zu spenden. Vampire im Dschungel.

Der Vampir (Desmodontidae) fliegt sein Opfer lautlos und unbemerkt an. Die Fledermaus beißt dann mit ihren Rasiermesser scharfen Zähnen blitzschnell 4 mm tiefe Wunden, aus denen viel Blut strömt. Schmerz verabreicht sie aber keinen. Die Vampirfledermaus ist das einzige Säugetier, das sich ausschließlich von Blut ernährt. Dabei scheut sie sich nicht vor Pferden und Rindern, Ziegen, Hunden oder Geflügel. Ja sogar schlafenden Menschen zapfen die Vampire im Dschungel Blut ab.

Die Fledermaus ist auf ihr Echo angewiesen. Um Insekten oder andere Beutetiere zu fangen, sendet sie ständig Schallwellen aus und orientiert sich an ihrem Echo.

Anders als der blutrünstige Graf Dracula saugen die Fledermäuse das Blut nicht aus den Adern, sondern ritzen mit ihren scharfen Zähnen die Haut auf. Dann lecken sie das Blut, bis sie genug haben – und das kann dauern, bis zu einer halbe Stunde.

Blutklumpen am Hinterkopf

Vorwiegend lebt die Vampirfledermaus  im Dschungel. In seinem bekannten Reisebericht „Auf Kopfjägerpfaden“ schildert Up de Graff seine Erlebnisse mit den Vampir-Fledermäusen. Er war Ende des 19. Jahrhunderts jahrelang am Napo-Fluß in Amazonien unterwegs:

„Ich stand auf…und musste mich gleich wieder hinsetzen. Mir war schwindlig und ich fühlte mich ganz erschöpft, obwohl ich bestens geschlafen hatte. Ein großer, hässlicher Blutklumpen hing an meinem Hinterkopf. Ich hatte gleich die Indianer in Verdacht. Schließlich ging ich zu den Indianern hinüber, denn ich konnte mir keinen Reim auf das Blut machen. Die Indianer lachten. Für sie war das die selbstverständlichste Sache der Welt; sie meinten bloß, die Nachtvögel hätten halt Hunger gehabt, und zeigten uns die von bloßem Auge kaum erkennbaren Einstichstellen“.

Vampire im Dschungel: warten bis das Opfer schläft

Vampire im Dschungel
Vampir-Fledermaus: By Uwe Schmidt (File:Desmo-scan.tif and File:Desmo-boden.tif) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
Die echte Vampirfledermaus ist mit scharfen Schneidezähnen ausgestattet, mit denen sie die Haut wie mit einem Skalpell aufritzt. Es ist bekannt, dass die Vampir-Fledermaus den Schläfer, den sie im Visier hat, niemals aufweckt. Sie greift auch nie einen Menschen an, der zu schlafen vorgibt. „Ich habe oft versucht, sie bei ihrem Tun zu erwischen“, schreibt Up de Graff. „Solange man noch wach ist, gibt sie sich ganz harmlos. Sie schwebt absolut geräuschlos, fast regungslos über ihrem Opfer“.

Schockierend: In Großaufnahme sieht man eine Vampirfledermaus, wie sie aus dem Finger eines schlafenden Mannes Blut saugt. Andere Fledermäuse leben von Früchten oder Insekten. Die Vampirfledermaus lebt allein vom Blut. 

Die Folgen des Blutverlustes wirken mehrere Tage nach. Up de Graff erlebt, dass Vampire einem Ruderer im Lauf einer einzigen Nacht zwei oder drei Bisse verpassten. Daraufhin war dieser am nächsten Tag völlig arbeitsunfähig.

„Für mich ist die Vampir-Fledermaus die ekligste der zahllosen Plagen des Amazonas; mir läuft es beim bloßen Gedanken noch nach Jahren kalt über den Rücken“, schreibt Up de Graff. Der Blutverlust kann erheblich sein.

Speichel der Dschungel-Vampire hilft Schlaganfallpatienten

Die Vampire im Dschungel haben in ihrem Speichel eine Substanz namens Desmoteplase, die das Gerinnen des Blutes verhindert.

Bei einem Schlaganfall können Blutgerinnsel die Durchblutung des Gehirns stören. Ärzte müssen deshalb nach einem Schlaganfall die Gerinsel schnellstens beseitigen. Vampirfledermäuse könnten hierbei helfen. Denn sie haben in ihrem Speichel eine Substanz, mit der die Gerinnung des Blutes verhindert wird. Hiermit können gefährliche Blutgerinnsel im Gehirn von Schlaganfall-Patienten aufgelöst werden.

Mehr zu Fledermäusen:

Ein mexikanischer Biologe untersuchte schließlich den Speichel der Blutsauger. Dabei fand er einen erstaunlichen Wirkstoff, der die Blutgerinnung unterbindet. Was der Vampirfledermaus bei der Nahrungsaufnahme hilft, soll nun auch Menschen helfen. Gemeinsam mit verschiedenen deutschen Kliniken erproben die Forscher den Wirkstoff derzeit in klinischen Tests. Die ersten Ergebnisse haben die Forscher bereits positiv gestimmt, berichtet die Stiftung Schlaganfall in München.

So sind Neurologen des Uniklinikums Aachen jetzt erstmals in der Lage mit dem neuen Wirkstoff Desmoteplase, Schlaganfallpatienten noch bis zu neun Stunden nach dem Einsetzen der akuten Schlaganfallsymptome zu behandeln. Bisher musste dabei ein Zeitfenster von drei Stunden eingehalten werden. Nun könnte eine Ausweitung des Zeitfensters von drei auf neun Stunden die Zahl der behandelbaren Schlaganfallpatienten deutlich erhöhen.

Exkremente wertvoller Guano-Dünger

Wie die meisten Fledermäuse sind die Vampire in der Nacht aktiv. Tagsüber halten sich die Fledermäuse dagegen vorwiegend in Felshöhlen auf. Hier setzen die Tiere große Mengen Guano ab. Der Guano entsteht aus den Exkrementen, dem Kot und dem Urin, der Fledermäuse. Er ist als Düngemittel sehr begehrt. Felshöhlen, in denen Fledermäuse bereits seit Jahrhunderten Zuflucht finden, haben oft eine hohe Schicht von Guano. Es lohnt sich dann, den Guano gewerbsmäßig abzubauen.

Vampire im Dschungel: Im Notfall spenden sie Blut

Eine Vampirfledermaus hält es nicht lange ohne Nahrung aus. Findet sie für zwei Tage kein Opfer, von dem sie Blut lecken kann, verhungert sie. Ihr bleibt dann nur noch ein Ausweg: Sie bettelt bei Artgenossen um Nahrung. Und die helfen. Sie würgen dann tatsächlich Blut hoch und spenden es dem hungrigen Artgenossen. Solch eine Form der Solidarität ist sonst unter Tieren sehr selten.

Doch nicht nur Gutes bringen die Vampire im Dschungel mit sich. Denn in ihrem Speichel steckt manchmal die Tollwut. Der Biss eines Vampirs kann dann durchaus die Tollwut übertragen.

Noch ein zweiter Vampir lebt im Amazonas. Zwar ist es kein Säugetier. Doch der Candirú hat den Beinamen Vampirfisch, weil er ebenfalls vom Blut seiner Opfer lebt. Und das kann auf sehr schmerzhafte Weise auch den Menschen treffen. Dann dringt der Fisch – auch Penisfisch genannt – in die Harnröhre eines Badenden ein.

Quellen:

Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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