Die Missionare drangen vor etwa 400 Jahren in Amazonien ein. Sie raubten Kinder von Indianern, um aus ihnen kleine Christen zu machen.
In Amazonien hatten es die Missionare deutlich schwerer als bei den Indianern in den Anden. Denn Moskitos, giftige Tiere und die Abgeschiedenheit in der Wildnis machten den Missionaren das Leben schwer.
Zudem waren die Indianer im Amazonasgebiet nur auf den Flüssen zu erreichen. Die Missionare verstanden weder die religiösen Anschauungen der Indianer noch deren Sprache.
Um ihrem Ziel näher zu kommen, unter den Amazonasindianern das Christentum zu verbreiten, griffen sie zu äußerst unchristlichen Mitteln. Doch immer mit der Bibel in der Hand.
Geraubte Kinder als Übersetzer
Sie raubten Kinder der unterschiedlichen Indianergruppen und brachten ihnen Spanisch bei. Sobald die Kinder die fremde Sprache beherrschten, mussten sie den Missionaren als Übersetzer dienen. Gleichzeitig überzeugte man die Kinder von der christlichen Lehre. Doch ihre eigene Religion ließ man als Teufelswerk erscheinen. Die so erzogenen dienten als Mittler zwischen den Missionaren und den Indianergruppen.
In den Gebieten der spanischen Krone waren vor allem Jesuiten- und Franziskanerorden tätig. Diese versuchten, die Oberhand über die Indianer zu gewinnen. Doch mit einem Erlass des spanischen Königs waren ihnen getrennte Gebiete zugesprochen. Die Zahl der Missionare war allerdings nicht besonders hoch. So lebten zwischen 1640 und 1767 immer 15 bis 20 jesuitische Missionare in den zur spanischen Krone gehörenden Amazonas-Gebieten.
Missionare verantwortlich für Epidemien
Eine Missionsstation war durch eine Kirche erkennbar. Daneben stach das Haus des Missionars hervor. Zudem war ein zentraler Platz typisch für die Missionarsdörfer. Um mit den Indianern in Kontakt zu kommen, verschenkten die Missionare Eisengegenstände wie Äxte oder Messer. Denn die Indianer kannten keine Eisenverarbeitung. Sie hatten bis dahin nur mit Steinäxten gearbeitet. So veränderten die neuen Eisenwerkzeuge den Alltag der Indianer grundlegend. Denn mit den Werkzeugen kultivierten sie nun größere Felder und konnten längere Kanus bauen.
Die Missionare waren vermutlich ohne ihr Wissen mitverantwortlich für etliche verheerende Epidemien, denen ganze Indianergemeinschaften erlagen. Denn die europäischen Missionare schleppten etwa Grippeviren ein, gegen die das Immunsystem der Indianer machtlos war.
Jesuiten vom König ausgewiesen – zu Indianer freundlich
Doch besonders einige Jesuiten schützten die Indianer vor Sklavenhändlern und Goldsucherbanden. Den weltlichen Herrschern war dieses Verhalten der Jesuiten aber ein Dorn im Auge. Im Jahr 1755 entzog der portugiesische König den Jesuiten jegliche Autorität über die Indianer in seinem Herrschaftsgebiet. Wenige Jahre später ließ er die Jesuiten sogar aus den portugiesisch und spanisch beherrschten Ländern ausweisen.
Quellen:
- Maria Susana Cipolletti, Die fremden Seelenfänger – katholische Missionare im Amazonasgebiet (17. u. 18. Jhd) in : Die Neue Welt, Basel 1992
- Expedition Amazonas, Das Beste 1987
- Abbildung Tod eines Missionars: Wikimedia Commons
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