Wie leben die Waldbewohner mit den Bränden?

Die Waiapi fürchten um ihre Existenz

Waiapi Indianer unterstützt von Rüdiger Nehberg
Foto: Target. Target e.V. unterstützt die Waiapi mit einer Krankenstation

Der Amazonas Regenwald brennt. Damit wird nicht nur der riesige CO2- Speicher immer mehr zerstört und der Klimawandel angeheizt. Den Bewohnern des Walds verbrennt ihre Existenzgrundlage.

Für die mehr als 100.000 Indigenas ist es eine ungeheure Gräueltat, was mit ihrem Wald geschieht. Denn die Ursachen der Brände sind nur selten natürlicher Art. Wirtschaftsinteressen spielen die entscheidende Rolle. Auf den verbrannten Flächen bauen Agrarbetriebe großflächig Soja an. Das Soja geht vor allem in den Export. Auch nach Deutschland. Hier sind es die Betriebe, die vor allem Geflügel in riesigen Massen halten, denen Soja aus Südamerika als wichtiges Futter dient.

Die Waldbewohner hingegen sind aufs Engste mit dem Regenwald, den Bäumen verbunden. „Jeder Baum will leben und hat hier seinen Platz“, sagen sie. Die großflächigen Brände beeinträchtigen ihr Luft zum Atmen. Laut der Zeitung „Welt“ sind 148 indigene Gebiete im Amazonas von den Flammen bedroht. Dazu gehören auch die Kayapo. Noch 9.000 Menschen zählen die Kayapo. Betroffen von den Waldbränden sind auch die Waiãpi.

Die Lebensweise der Waiãpi ist durch die Waldbrände äußerst gefährdet, wie dieser Bericht von CNN zeigt. Wir leben im Herzen des Walds. Uns hält der Wald gesund, sagen die Waiãpi. Die 1.500 übrig gebliebenen Waiãpi leben in 92 Dörfern. Eigentlich geschützt. Doch der neue Präsident Brasiliens Bolsonaro hat erklärt, die Regenwald Gebiete für die Wirtschaft Brasiliens zu erschließen.

Seit vielen Jahren unterstützt die Familie Rehberg die Waiãpi. Rüdiger Nehberg, der bekannte Abenteurer, Buchautor und Amazonas-Kämpfer hat mit seiner Frau Annette eine Krankenstation für die Waiapi gebaut. 

Waiapi vor 50 Jahren zufällig entdeckt

Die Waiãpi leben im geschützten Naturreservat im nordöstlichen Amazonas Regenwald. Ein indigenes Volk, das vor nicht einmal 50 Jahren zufällig entdeckt wurde und Glück hatte, dass ihr angestammtes Land zum Schutzgebiet erklärt wurde.
So konnten die Waiãpi ihr traditionelles Leben im Urwald fortführen. Heute ist das Reservat halb so groß wie Schleswig-Holstein.

Zum ersten mal besuchten Annette und Rüdiger Nehberg das Schutzgebiet der Waiãpi im Jahr 2000.
Nach dem erfolgreichen Kampf für die Rechte der Yanomani-Indigene setzen sich die beiden fortan für die Waiãpi ein.
Zwischen den Waiãpi und den Nehbergs entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft.

Mit von der Partie Tochter Sophie die heute mit brasilianischen Sprachkenntnissen als Dolmetscherin im Projekt mitarbeitet.
Aufgrund der mangelnden medizinischen Versorgung entschlossen sich die beiden mit ihrer Menschenrechtsorganisation TARGET zum Bau einer Krankenstation um eine Erstversorgung der Indianer im Urwald zu gewährleisten.
Seit 2002 konnten in dieser kleinen Krankenstation eine minimale medizinische Versorgung stattfinden.

Für einfache medizinische Behandlungen Reise in die Landeshauptstadt

Doch schon für einfache Eingriffe wie Wunden nähen, medikamentöse Neu-Einstellungen oder Schwangerschaftsuntersuchungen mussten die Indigene in die Landeshauptstadt Macapá.
Dabei werden kranke Waiãpi von gesunden Familienmitgliedern begleitet. Die erschreckende Folge: Die gesunden Begleiter steckten sich in der Zivilisation mit für sie unbekannten Krankheiten an.

Damit konnte aus einer kurzen Untersuchung oft ein monatelanger Aufenthalt in der Welt der Weißen werden, bis alle wieder gesund waren und in ihr Urwalddorf zurück konnten.

Um dieses Risiko deutlich zu reduzieren, entschlossen sich Annette und Rüdiger im Jahr 2011 und auf langjährige Bitten der Indigene, im Waiãpi-Reservat eine kleine Urwaldklinik zu errichten.
In nur 10 Monaten bauten sie ein Patientenhaus, ein Gebäude mit Gynäkologie und Labor und ein Haus für die Unterbringung von medizinischen Personal.
Zentrum ist das Patientenhaus mit ärztlicher Betreuung, dessen Gestaltung die Indianer selbst mit traditionellen Zeichnungen schmückten.
Diese gehören zum Weltkulturerbe.

Nehberg vertreibt die bösen Geister bei den Waiapi mit Feuerspucken

Am 17. August 2012 war es dann so weit. Vor den Augen von über 200 Indianern vom Stamme der Waiãpi und Vertretern der brasilianischen Regierung aus Macapa und der Hauptstadt Brasilia wurde die Urwaldklinik eröffnet. Rüdiger Nehberg vertrieb die bösen Geister, die Krankheiten der Zivilisation, spektakulär wie immer – mit Feuerspucken. Dann lobte
Antonio Alves de Souza, Präsident der Gesundheitsbehörde die Krankenstation als „ein wahres Vorzeige-Projekt für Brasilien wie es bei den 300 indigenen Völkern des Landes kein zweites gibt.“
Häuptling Kaitona: „Für die Waiãpi ist heute ein Traum in Erfüllung gegangen. Es stärkt uns und unsere Bindung an den Wald.“

Annette und Rüdiger Nehberg ließen ihre Worte von Tochter Sophie übersetzen, die selbst bei der Planung der Klinik und den Bauarbeiten mitwirkte.
Gemeinsam wurde das Patientenhaus eröffnet und mit staunenden Augen konnten sich die Waiãpi erste Eindrücke über die Behandlungsräume und Geräte verschaffen, die ihnen nun die beschwerlichen Wege in die Zivilisation abnehmen.
Für Annette und Rüdiger Nehberg werden mit dieser Urwaldklinik Träume wahr.

Sie zeigten ihren Freunden warum und wie sie ihre Liebe zu den Indigenen entdeckten. Denn beide hatten in ihre Kindheit die spannenden Geschichten von Karl May gelesen. Deshalb un erzählten sie den Waiãpi, wie sie von den Geschichten fasziniert waren und davon träumten eines Tages selbst unter Indianern zu leben.
Doch bestimmt hat Karl May nicht gedacht, dass seine Winnetou-Erzählungen eines Tages zum Bau einer Urwaldklinik bei richtigen Indigenen führen würde.
Und für den Rest der Welt garantieren die Waiãpi mit ihrer nachhaltigen Lebensart den Erhalt eines großen Biotops, eines fantastischen Stückes Regenwald.

Link:

Projekt von Rüdiger Nehberg bei den Waiãpi

Quellen:

Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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