Orchideen: Wilde Schönheiten

Wie sie in schwindelnder Höhe allein von der Luft leben

Orchideen wilde Schönheiten

Orchideen sind hoch oben in den Regenwäldern zu Hause. Sie ernähren sich aus der Luft des Regenwalds.

Einst war es große Gärtnerkunst exotische Orchideen in Europa zu halten. Heute dagegen stehen gezüchtete Arten in Supermärkten. Ohne großes Wissen lassen sie sich in der Wohnung pflegen.

Orchideen gehören zu den Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) – Pflanzen, die nicht im Boden wurzeln. Stattdessen gedeihen sie auf den Stämmen, Ästen oder Zweigen anderer Pflanzen, meistens an Bäumen. Und an den Urwald-Bäumen gefällt es ihnen ganz oben, wo sie Licht bekommen. Wie aber ernähren sie sich dort oben?

Exotische Luft sichert Wachstum im Licht

Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass Bromelien und Orchideen ihren Wirtsbäumen Wasser und Nährstoffe entziehen, also vom Saft der Bäume leben. Deshalb meint man dann, es seien Schmarotzerpflanzen. Doch Orchideen und Bromelien benutzen die Bäume nur als Unterlage, sind keine Parasiten. Normalerweise nehmen Pflanzen Wasser und Nährstoffe über ihrer Wurzeln aus der Erde auf. Woher aber bekommen Orchideen die Nährstoffe und das Wasser, wo sie doch oben auf den Bäumen wachsen?

Die Orchideen bilden dazu Luftwurzeln. Damit klammern sie sich nicht nur an den Bäumen fest, sondern über die Luftwurzeln nehmen sie die Nährstoffe auf. Und die finden sie in der Luft. Denn die Luft im Regenwald ist sehr feucht. Das nutzen die Orchideen und saugen sich voll mit der Feuchtigkeit aus der Luft. Damit bekommen sie das nötige Wasser. Obendrein enthält das aus der feuchten Luft gezogene Wasser unterschiedliche Nährstoffe. Die Pflanze entnimmt nun die im Wasser gelösten Nährsalze.

Tropische Luft enthält Nährsalze

Weil die Orchideen aufgrund der Funktionen ihrer Luftwurzeln keine Erde brauchen, sind sie in der Lage oben im hellen Licht des Regenwalds zu wachsen. Denn unten im Regenwald ist es düster. Die üppige Vegetation lässt nur 1 % des Lichtes bis auf den Boden fallen. Deshalb entstand wohl das Bild der grünen Hölle.

Galileo, die Wissenssendung von ProSieben, geht in diesem Video der Frage nach, wo die beliebtesten Zimmerpflanzen der Deutschen herkommen. Denn mit keiner anderen Blume macht die Gartenbranche mehr Umsatz. Dabei kann man schöne Orchideen bereits ab 5 Euro im Supermarkt erwerben. Doch was unterscheidet sie von den teuren Exemplaren, die 20 Euro oder mehr kosten können? 

Messwerte im tropischen Regenwald in Südamerika zeigen, wie Nährstoff reich das Regenwasser und die Luft im Regenwald sind. Demnach bringt der Regen 300 Gramm Phosphor pro Hektar und Jahr. Zudem 3,6 Kilogramm Kalzium, 12,6 Kilogramm Kalium und vergleichbare Mengen weiterer Mineralstoffe. Der Stickstoff kommt direkt aus der Luft.

Das Staunen nimmt einem den Atem: Dieser Film erzählt aus der Perspektive einer Orchidee. Sie beschreibt sich als eine der gerissensten Blumen überhaupt. Denn sie trickst und manipuliert, bis die Orchideen-Biene sich so verhält, wie sie es will. Eine spannende Symbiose zwischen der Orchidee und der Biene. Wie einfallsreich und verschlungen die Natur sich hier darstellt!

Orchideen-Räuber stöbern seltene Arten auf

Die Regenwald Orchideenarten wachsen sehr langsam. Zudem lassen sie sich nur auf komplizierte Weise vermehren. Deshalb sind seltene Orchideen in ihrer Existenz bedroht. Denn Sammler wollen mit den seltensten Arten ihre Kollektionen erweitern. Dabei übertreffen die Orchideen mit ihrem schier unerschöpflichem Spektrum an Farben und Formen wohl alle anderen Pflanzenfamilien.

Orchideen wilde Schönheiten

Die Variationen sind enorm. Denn 1000 Gattungen mit bis zu 30.000 Arten sind den Biologen bekannt. Die Orchideen trifft man in unterschiedlichen Klimazonen. Dabei unterscheiden sich die Blüten vor allem auch in ihrer Größe. Von winzig kleinen Blüten bis hin zu Blüten, die 20 cm messen oder gar mehr. Das Farbspektrum bleibt dabei nicht zurück. Von zartem Weiß bis zu kräftigen Farbtönen ist alles vertreten.

Der amerikanische Modedesigner Tom Ford hat jetzt ein Parfüm auf den Markt gebracht. Der Name: Black Orchid (Schwarze Orchidee). Schwarze Orchideen wachsen vor allem in den südamerikanischen Tropen. Dabei sind sie nicht Pech schwarz, sondern wirken schwarz auf Grund ihrer dunklen Färbung. Die Maxillaria schunkeana gilt als die schwärzeste Orchidee. Sie findet man in südamerikanischen Regenwäldern.

Doch ihre Vielfalt der Farben und Formen, ihre hervortretende Schönheit und Seltenheit bringt viele von ihnen in existentielle Gefahr. Sammler in Europa, Japan oder Nordamerika werden vor allem von den seltensten Arten angezogen. Sie lassen nichts aus, um an die letzten Exemplare seltener Arten zu kommen. Zwar stehen diese Pflanzen unter Schutz, doch in den tropischen Ländern finden sich leicht Menschen, die sich im Dschungel auskennen. Gegen entsprechende Geldsummen bringen Schmuggler die seltenen Pflanzen zu den Sammlern.

Quellen:

  • Josef H. Reichholf: Der Tropische Regenwald – Die Ökobiologie des Artenreichsten Naturraums der Erde, 2. Auflage, Frankfurt 2011
  • Wikipedia: Orchideen (09.09.2018)
Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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