Maden auf die Speisekarte!

Sind Insekten das Lebensmittel der Zukunft?

Maden zum Essen
Copyright: Bernd Kulow

In Peru werden geröstete Maden gegessen wie bei uns Thüringer Bratwürste. Lösen Insekten in der Zukunft das Nahrungsproblem der wachsenden Menschheit?

Die Bevölkerungsexplosion ist in vollem Gange. Die Menschheit wächst und wächst. Im Jahre 2050 werden 9 Milliarden Menschen auf der Erde leben, so die Zahlen der Food and Agricultural Organization (FAO) der Vereinten Nationen (UN). Wie wird dann eine um weitere 1,5 Milliarden Menschen angewachsene Weltbevölkerung ihre Nahrung erzeugen? Bereits heute hungern eine Milliarde Menschen.

Dringend gilt es neue Lösungen zu finden. Ein Ansatz bietet der Verzehr von Insekten. Die Menschen in den Andenstaaten sind da wegweisend. Maden zum Essen, knusprig gegrillt, gelten als schmackhaft. In Iquitos, der größten Stadt im peruanischen Amazonas, gibt es geröstete Maden an Straßenständen neben Würsten oder gerösteten Bananen.

Aristoteles liebte den Genuss von Zikaden

Und auch in asiatischen Ländern kommen Insekten auf den Speiseplan. Laut der FAO werden weltweit mehr als 1.900 unterschiedliche Insekten gegessen. Dabei werden sie meist in freier Wildbahn gefangen. Große Zuchtanlagen sind noch selten. Darum spielen die Insekten auch in asiatischen oder südamerikanischen Ländern noch keine Hauptrolle bei der Ernährung.

Indes stehen Insekten schon seit Urzeiten auf dem Speiseplan der Menschen. Bereits Aristoteles schwärmte angeblich vom hervorragenden Geschmack der Zikaden. Und es geht nicht nur um den Geschmack.

Maden zum Essen: Hoher Proteingehalt

Der Proteingehalt bei Insekten ist höher als der von Fleisch, Eiern oder Geflügel. Zudem sind sie reich an Fettsäuren, Vitaminen, Fasern und Mineralien. Obendrein enthalten sie kein schädliches Cholesterol, berichtet Petra Reski im GEO Heft 09/2016.

Lecker und gesund. Kochen mit Insekten.

Überdies haben Insekten einen viel geringeren Ressourcen-Verbrauch. Nach Angaben der FAO brauchen Grillen sechsmal weniger Futter als Rinder, viermal weniger als Schafe und halb so viel Futter wie Schweine. Dennoch erzeugen sie die selbe Menge an Proteinen. Außerdem setzen sie weniger Klima schädliche Gase frei als Rinder. Sie können zudem auf organischem Abfall gezüchtet werden.

Der heutige Fleischverzehr dagegen frisst bereits jetzt enorme Ressourcen. In GEO heißt es:

„18 Prozent der Treibhausgase, 80 Prozent der Wasserressourcen, 70 Prozent aller Ackerflächen, 80 Prozent der Maisproduktion, 50 Prozent der Sojaherstellung dienen weltweit der Fleischproduktion“.

In der Zukunft wird es noch schlimmer. Denn mit dem weiteren Anstieg der Weltbevölkerung werden immer mehr Ressourcen für die Fleischproduktion benötigt.

Maden zum Essen
Geröstete Maden zum Essen am Straßenverkauf in Iquitos, Peru.                   Copyright: Bernd Kulow

Ekel und Abscheu überwinden

Was steht dann noch einer Lösung des Ernährungsproblems der wachsenden Weltbevölkerung entgegen? Kulturell bedingt haben viele Menschen eine starke Abscheu dagegen Maden zum Essen aufzutischen. Insekten zu verspeisen lehnen die meisten Esskulturen ab. Denn Insekten zu essen gilt vor allem als primitiv. Auch bei den Forschern standen die Insekten bislang kaum im Fokus. Neuerdings aber schenkt die Öffentlichkeit den Insekten als Nahrungsmittel größere Aufmerksamkeit.

Und hier wird´s probiert. Wie schmecken denn nun Insekten? Kann man den Ekel leicht überwinden, wenn sie ganz lecker schmecken?

Einfach mal so ein Insekt in den Mund stecken. Schließlich sind sie gesund. 

Mittlerweile gibt es in mehreren deutschen Städten Restaurants, die auch Insekten auf der Speisekarte führen. Insgesamt aber sind es noch wenige Restaurants in Deutschland mit Insekten im Angebot. In Belgien, Großbritannien, Dänemark und Holland dagegen genießen bereits mehr Menschen den Verzehr von Insekten. Insekten-Zucht könnte zu einem neuen Geschäftszweig in der Landwirtschaft werden. Dazu sollten die Insekten als solche in den Lebensmitteln nicht mehr zu erkennen sein. Damit Abscheu und Ekel nicht hervorgerufen werden. Statt dessen würden sie beispielsweise als Energieriegel angeboten. Damit wäre der kulturell geprägte Widerstand gegen den Verzehr von Insekten entschieden vermindert. Mehr Mut ist gefragt, bei den Erzeugern wie bei den Konsumenten.

Zucht von essbaren Insekten jetzt in Deutschland erlaubt

Seit dem 1. Januar 2018 gilt in der EU eine neue Verordnung. Seitdem ist es erlaubt Insekten für den Verzehr zu züchten. Das war bis dahin in Deutschland verboten. Ein Restaurant mit Insekten auf der Menu-Karte war gezwungen, die essbaren Insekten aus dem Ausland einzuführen. Die neue Verordnung wird wohl immer mehr Insekten in die Küchen in Deutschland einführen. Zumindest werden mehr Restaurants Insekten-Burger oder Ähnliches auf der Speisekarte anbieten.

Nach einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung würden 10 % der Befragten Insekten durchaus essen. Und 30 % sind bereit Essbares aus Insekten zumindest zu probieren. Dagegen gaben 60 % an, dass ihre Ekelgefühle überwiegen und sie Insekten-Gerichte stehen lassen würden. Dabei wäre die Produktion von essbaren Insekten nicht so umweltschädlich wie die von Schweine- oder Rinderfleisch.

In weiten Teilen Asiens gehören Insekten ja seit langem zum Speiseplan. Der Ekel vor bestimmten essbaren Speisen ist demnach kulturell bedingt. Gewiss wird es einige Zeit dauern, bis bei vielen Menschen der Ekel nachlässt. Doch gewiss wird das Angebot zunehmen. Dann wird es mehr und mehr zur Normalität werden Insekten in unterschiedlichen Formen zu essen.

Quellen:

  • Petra Reski: Pfui Spinne! in GEO Heft 09/2016
  • Food and Agriculture Organization of the United Nations: „Edible Insects“, Rome, 2013
Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

2 Kommentare

  1. Wie wäre es denn, wenn die Menschheit aufhört zu wachsen? Es bringt doch nichts immer nur nach neuen Nahrungsquellen zu suchen und dabei sich weiterhin ungehemmt zu vermehren. Wieso wird das Wort „Geburtenkontrolle“ nicht mehr verwendet? In den 60er und 70er Jahren wurde ganz offen darüber diskutiert.

  2. Ich erwarte, daß die betroffenen Lebensmittel entsprechend gekennzeichnet werden.
    Diese werden dann nicht mehr auf meinem Speiseplan erscheinen !

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