Eine klare Absage von Siemens an eine Beteiligung am Bau des Sao-Luiz-do-Tapajós Staudamm im brasilianischen Amazonasgebiet forderten Greenpeace Aktivisten am 22. Juli 2016 von Konzernchef Joe Kaeser.
Die Umweltschützer waren mit lebensgroßen Bildern von Angehörigen des vom Damm bedrohten Munduruku-Volkes vor die Konzernzentrale in München gezogen. Auf ihrem Banner stand „Siemens: Keine weiteren Staudämme im Amazonas!“ Der Protest gegen den Staudamm am Tapajós ist Teil weltweiter Demonstrationen an Siemens-Zentralen.
Aktualisierung: Der Bau des Staudamms ist gestoppt. Doch die brasilianische Regierung plant eine Unmenge weiterer Staudämme im Amazonas Gebiet.
„Der Staudamm darf nicht gebaut werden. Siemens muss den Lebensraum der Munduruku respektieren“, sagt Jannes Stoppel, Wald- und Klimaexperte von Greenpeace. „Der Damm würde die wertvolle Natur des Amazonas zerstören und den Menschen ihre Lebensgrundlage rauben. Urwaldschutz ist, neben dem Ausstieg aus fossiler Energie, höchste Priorität beim Klimaschutz.“
Siemens sei bereits an vier großen Staudämmen im Amazonasgebiet beteiligt gewesen, von denen jeder die Verletzung von Menschenrechten und die Zerstörung des Urwalds zur Folge gehabt habe. Der geplante 7,6 Kilometer lange Sao-Luiz-do-Tapajós Staudamm ist der Erste von über 40 Dämmen, die inmitten der noch intakten Region des Amazonas-Seitenarms Tapajós geplant sind. Der bisher unberührte Tapajós soll durch die Dämme zudem für den internationalen Soja- und Maisexport befahrbar gemacht werden.
Dies würde langfristig zur Zerstörung der Tapajós Region, die zu den artenreichsten der Erde zählt, führen. Mit 729 Quadratkilometern wäre das erste Staubecken mehr als doppelt so groß wie München. Es würde nicht nur die Dörfer der Munduruku überfluten. Neben den Mundurukus leben dort Jaguare, Flussdelfine und hunderte von Fisch- und Vogelarten. Der Amazonas-Regenwald hat zudem große Bedeutung für das Weltklima.
Proteste in deutschen Städten
Mehr als eine Million Menschen unterstützen den Amazonas-Stamm inzwischen in einer virtuellen Menschenkette. Greenpeace-Ehrenamtliche gingen am 23. Juli 2016 in mehreren deutschen Städten gegen das Projekt auf die Straße. Auch in Brasiliens Regierung regt sich Skepsis. Umweltminister Sarney Filhos kritisierte den Tapajós-Damm als „unnötig“ und befürwortete den Ausbau dezentraler Wind- und Solarenergie als bessere Alternative. Zudem hat das ebenfalls beteiligte französische Energieunternehmen Engie SA sich öffentlich von Staudamm-Projekten am Amazonas distanziert und erklärt, eher in den Ausbau von Wind- und Solarenergie investieren zu wollen.
Ein aktueller Bericht des UN-Menschenrechtsrats fordert internationale Firmen auf, Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte in Brasilien zu übernehmen und betroffene Gemeinden frühzeitig zu beteiligen. „Die Position der bedrohten Munduruku ist klar: Siemens darf sich nicht am Sao Luiz do Tapajós Staudamm-Projekt beteiligen“, sagt Jannes Stoppel. „Brasilien hat gewaltiges Potential für Wind- und Solarenergie. Dort sollte die Innovationskraft von Siemens investiert werden ohne den Amazonas weiter zu vernichten.“
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