Geschichten und Gerüchte ranken um die Buschmeister. Schließlich ist sie eine der giftigsten Schlangen im Regenwald.
Nur im feuchten Regenwald fühlt sich die Buschmeister (Lachesis muta) wohl. Denn sie braucht eine hohe Niederschlagsmenge von 2.000 bis 6.000 mm im Jahr. In trockeneren Gebieten überlebt sie nicht. Sobald der Wald gerodet wird, verschwindet denn auch sie.
Dann übernimmt die flexible Lanzenotter das Gebiet. Die ist keineswegs ungefährlicher. Doch stellt sie keine besonderen Anforderungen an die Umwelt. Sie übelebt auch in landwirtschaftlich genutzten Flächen. In anderen Worten, die Lanzenotter überlebt das Abholzen des Regenwalds. Für die Buschmeister dagegen bedeutet die Vernichtung des feuchten Walds den Tod.
Die Statistik allerdings spricht nicht für eine besondere Gefährlichkeit der Buschmeister. Ganze 0,01 Prozent aller in Lateinamerika aufgetretenen Schlangenbisse gehen auf ihr Konto. Doch diese Zahl kommt aus der Aufnahme-Statistik der Krankenhäuser. Wen eine Buschmeister im tiefen Regenwald beißt, der schafft es jedoch fast nie in ein Krankenhaus.
Der Biss der Buschmeister im Dschungel endet deshalb beinahe immer tödlich. Doch selbst wenn diese tödlichen Dschungel-Bisse in die Statistik eingingen, würde die Zahl nicht wesentlich ansteigen. Denn wenn auch schnell tödlich, kommen Bisse der Buschmeister nur selten vor.
Wunderschöne Aufnahmen der Giftschlange. In Nahaufnahme sieht man, wie die gespaltene Zunge hervorschnellt und wieder in der Maulöffnung verschwindet. Bei diesem Züngeln bleiben Duftmoleküle an der Zunge haften. Im Gaumen befindet sich ein spezielles Organ der Schlangen. Mit diesem Jacobson-Organ nimmt sie die Duftteilchen wahr. Sie riecht also mit ihrer züngelnden Zunge.
Wer nicht zurück weicht, lädt den Tod ein.
Viele Geschichten über die Buschmeister übertreiben deren Aggressivität. Denn nach den aktuellen Erkenntnissen verfolgen diese giftigen Schlangen keine Menschen. Allerdings handeln viele Geschichten um die Buschmeister gerade davon. Demnach würde die Giftschlange Menschen offensiv angehen, auch ohne bedroht zu werden.
Doch nach den Aussagen von Schlangenforschern beißen Buschmeister nur zu ihrer Verteidigung. Damit verhalten sie sich wie fast alle Schlangen. Sobald eine Buschmeister allerdings gereizt wird, spreizt sie den Nacken und lässt ihren Schwanz auf dem Boden vibrieren. Dann sieht sie nicht nur gefährlich aus. In Bedrängnis geraten, beißt sie durchaus zu.
Wer das typische Pfeifen einer Buschmeister hört, zieht sich denn auch schnell zurück. Waldarbeiter in Brasilien sagen, wer sich nicht sofort ins Camp begibt, lädt den Tod ein. Ehrfurcht und Angst prägt denn auch das Verhältnis der Menschen zur Buschmeister. In Brasilien nennt man sie „Surucucu“.
Doch wie schützt man sich vor Schlangenbissen im Regenwald? Hier gibt es die entscheidenden Tipps.
Was Andrew Ucles hier macht, ist gewiss nicht zur Nachahmung geeignet. Mir ist auch unklar, ob dies mit rechten Dingen zugeht. Wie kann Andrew in der Wildnis so unbefangen mit einer Buschmeister hantieren ohne gebissen zu werden?
Das Grubenorgan als sechster Sinn
Die Buschmeister gehört bei den Schlangen zur Unterfamilie der Grubenottern. Diese Schlangen besitzen einen einzigartigen sechsten Sinn. Am Kopf erkennt man zwei kleine Öffnungen, die man für Nasenlöcher halten könnte. Doch diese zwei Gruben besitzen Zellen, mit denen die Schlange Wärme wahrnimmt. Dadurch kann sie winzige Temperaturunterschiede erkennen. Mit diesem Wärmesinn spürt sie ihre Beute auf.
Die Körperwärme zum Beispiel einer Maus nimmt die Grubenotter durch diesen sechsten Sinn wahr. Die Wärme verrät die Maus, ob sie nun still sitzt oder sich bewegt. Bei der Beutejagd geben die Grubenorgane der Giftschlange den entscheidenden Vorteil vor allem in der Nacht. Denn selbst in stockdunkler Nacht kann sie mit ihrem sechsten Sinn ihre Beute ausmachen.
Meist liegt die Giftschlange regungslos auf der Lauer. Sobald sie mit ihrem Grubenorgan in ihrer Nähe Wärme wahrnimmt, hat das Warten ein Ende. Dann geht es nur noch um den richtigen Moment vorzuschnellen und mit den zwei langen Zähnen das Gift ins Beutetier zu injizieren.
Ein Team der Crees Foundation fängt eine Buschmeister. Offenbar muss man dabei sehr gezielt vorgehen. Andy und seinem Team geht es um den Schutz der Schlange. Noch weiß man sehr wenig über diese Grubenotter. Nachdem sich die Schlange im Fotostudio präsentieren durfte, hat Andy sie genau an der Fangstelle wieder freigesetzt.
Steckbrief Buschmeister (Lachesis muta) – Bio Fakten
Familie: Vipern (Viperidae), Unterfamilie: Grubenottern (Crotalinae)
Gattungen: Buschmeister mit vier Arten
Größe: 2 bis 3 Meter lang. Damit die größte Viper der Welt
Verbreitung: Amazonas- und Orinokobecken sowie Trinidad und atlantischer Küstenregenwald von Brasilien.
Herausragendes Charakteristikum: Größte Giftschlange Amerikas. Kann ein Alter von 30 Jahren erreichen.
Ernährung: Nagetiere, Frösche und Eidechsen
Soziales Verhalten: Eigentlich Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit suchen die Männchen eine Partnerin. Legen 7-20 Eier.
Name: Ihr lateinischer Namen bezieht sich auf die griechische Schicksalsgöttin Lachesis
Quellen:
- Mark O´Shea: Giftschlangen – Alle Arten der Welt in ihren Lebensräumen, Stuttgart 2006. Originalausgabe: Venomous Snakes of the World, UK 2005
Bildnachweise:
- Beitragsfoto: Buschmeister Wikimedia Commons, public domains
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