Dies ist keine Dschungel-Legende. Es gibt sie tatsächlich, die rosa Delphine. Sie tummeln sich im Amazonas-Strom mitten im Urwald.
Heute sind die Flussdelphine in ihrer Existenz bedroht. Doch noch finden sich Delphine im Ganges, im Indus, im Jangtse oder im Rio de la Plata. In Amazonien kann man vor allem die rosa Delphine beobachten.
Wir sitzen in einem schmalen Boot, gefertigt aus einem Tropenbaumstamm. „Lobo“, der Indianer, der uns durch den peruanischen Regenwald und die Flüsse in Amazonien führt, deutet auf eine kleine Welle im Fluss: „Hier sind die rosa Delphine“. Das Flusswasser ist trübe und bräunlich. Delphine in diesem düsteren Fluss? Doch, ich habe ja gelesen, dass es im Amazonas Delphine gibt. Rosa sollen sie sein!
Lobo klatscht mit dem Holzpaddel auf das Wasser. Offenbar will er so die Delphine zum Auftauchen bewegen. Flussdelphine können nämlich nicht besonders gut sehen, aber dafür umso besser hören.
Ein sehr anschaulicher ARD-Bericht über die Delphine im Amazonas. Die Biologin Stella Rentel Scheliga erforscht mit größtem Engagement die Wanderwege und Eigenheiten der rosa Delphine im Amazonas. Dieser ARD-Beitrag zeigt ganz direkt die Arbeit der Biologin. Die lässt nicht nach, bis sie alle Informationen hat, um klar sagen zu können, wo Schutzgebiete für den Delphin am sinnvollsten sind. Und man mag es kaum glauben, auch heute noch wird der Delphin gejagt. Wer aber jagt Delphine im Amazonas und warum? Die Biologin will erreichen, dass diese Jagd ein Ende findet.
Schwimmt dort ein Schwein?
Und plötzlich tauchen die Rückenflossen von zwei rosa Delphinen mit lautem Prusten aus dem Fluss auf. Genauso schnell sind sie aber auch wieder verschwunden. Ich stelle meine Kamera ein und warte. Jetzt taucht ein Delphin rechts von mir auf, er ragt ein Stück aus dem Wasser und tatsächlich, er ist rosa und man möchte meinen, ein Schwein schwimmt da im Wasser. Doch so schnell konnte ich kein Foto von dem auftauchenden Delphin machen.
Wir warten also und Lobo schlägt weiter auf das Wasser. Doch jedes Mal erscheinen die Delphine an anderer Stelle und sind schnell wieder im Wasser untergetaucht. Ein Foto mit einem deutlich sichtbaren Delphin will mir nicht gelingen und dann ist auch noch mein Akku leer.
Delphin durch Verschmutzung des Amazonas gefährdet
Wir sind am Zusammenfluss vom Ucayali und einem Nebenfluss. Hier ist das Wasser tief und um uns herum lauter Strudel und Wirbel. Hier bilden sich sogar Gegenströmungen. An Stellen wie diesen finden sich oft kleine Gruppen von Delphinen, bis zu zehn Tieren. Hier können sie der Strömung flussabwärts leichter entgehen und dabei ihren Energiehaushalt schonen. Normalerweise trifft man selten auf mehr als zwei oder drei Delphine. Flussdelphine leben in der Regel nicht in großen Gruppen.
Im Amazonas und seinen Nebenflüssen hat der Delphin eine besondere Eigenart, die ihn von allen anderen Flussdelphinen unterscheidet: bis auf den grauen Rücken ist er rosa gefärbt. Dieser Amazonasdelphin (Inia geoffrensis) kommt im Amazonas und seinen Nebenflüssen wie auch im Orinoko in Venezuela vor.
Die zweite Delphin-Art, die im Amazonas lebt, wird Amazonas-Sotalia (Sotalia fluviatilis) genannt. Dieser Delphin ist grau gefärbt. Im Alter werden diese Delphine heller, manchmal sogar cremeweiß.
Die beiden Delphinarten im Amazonas sind dort noch weit verbreitet, jedoch in ihrem Bestand gefährdet. Wasserkraftwerke blockieren ihre Wege, Quecksilber aus Goldminen vergiftet ihre Organe. Bis heute gibt es kaum Daten zum Zustand der Populationen in der Region.
Die Verschmutzung des Amazonas und die damit erfolgte Anreicherung von chemischen Giften in ihrem Körper wirken sich nicht nur auf die Gesundheit der Delphine aus, sondern auch auf die Fortpflanzungsfähigkeit. Im Amazonas-Becken leben noch einige tausend Exemplare der beiden Delphinarten. Genaue Zahlen gibt es aber nicht. Die Flussdelphine in Asien sind noch stärker vom Aussterben bedroht. So ist der Jangtsedelphin die am stärksten bedrohte Walart der Welt.
Navigation durch Ultraschall
Flussdelphine sind zwar nicht vollständig blind, doch ihre Augen können nicht viel mehr als hell und dunkel unterscheiden. Dafür aber sind sie mit Ultraschall ausgestattet. Im meist schlammigen Wasser des Amazonas verlassen sich die Flussdelphine vor allem auf die Echoortung mit Ultraschall. Wohl wegen dieser besonderen Orientierungsmöglichkeit hat sich ihr Sehvermögen stark zurück entwickelt.
Die Delphine erzeugen hochfrequente Töne bei der Echoortung, die außerhalb des menschlichen Hörvermögens liegen. Die Töne werden von den Tieren zum Absuchen des Flussbodens sowie zur Navigation eingesetzt.
Super Bilder von den Flussdelphinen. Und in diesem Film von National Geographic hören wir den Ultraschall der Delphine, mit dem sie sich im trüben Wasser orientieren.
Amazonas-Delphine sind ziemlich lange trächtig, fast ein ganzes Jahr lang. Zur Geburt begibt sich die Mutter meist zum Flussgrund. Als erstes erscheint bei der Geburt die Schwanzflosse des Kalbes. In der Regel kommt aber nur ein Junges zur Welt. Bereits kurze Zeit nach der Geburt reißt die Nabelschnur. Dann schwimmt das Kalb instinktiv an die Oberfläche, um zu atmen. Schon nach kurzer Zeit hat das Kalb seine Unsicherheiten beim Schwimmen überwunden. Es findet leicht zur Mutter zurück und trinkt die fettreiche Muttermilch.
Rosa Delphin lebt 20 Jahre
Delphine werden 18 bis 20 Monate lang gesäugt. Nach 6 Monaten nehmen sie aber zusätzlich feste Nahrung auf. Die enge Mutter-Kind-Bindung hält 3 bis 6 Jahre lang. Die Weibchen werden je nach Delphinart mit 5 bis 14 Jahren geschlechtsreif, die Männchen mit 9 bis 13 Jahren. Alle zwei Jahre kommt ein Jungtier zur Welt. Deren Lebenserwartung liegt bei etwa 20 Jahren. Amazonasdelphine erreichen eine Länge bis zu 2.50 Meter und können bis zu 130 kg schwer werden.
Animal Wire berichtet von der Entdeckung einer dritten Delphin Art im Amazonas. Bisher waren der Wissenschaft nur zwei Arten bekannt. Hier ist der Link zum Artikel der Wissenschaftler, die die neue Art entdeckten.
Die Amazonasdelphine ernähren sich nicht allein von Fischen. Sie verspeisen auch kleine Schildkröten, Krabben oder stachelige Tiere. Vermutlich zermahlen sie diese Beute mit ihren Zähnen. Die Zähne sind bei den Amazonasdelphinen deshalb besonders ausgeprägt. Die vorne liegenden Zähne sind, wie bei allen Delphinen üblich, kegelförmig. Die hinteren Zähne dagegen sind breiter als bei den anderen Delphinarten.
Um die Delphine ranken sich viele Legenden der Indianer. Damit wurden ihnen menschliche oder göttliche Eigenschaften nachgesagt.
Quellen:
- David Macdonald (Hrsg.): Die große Enzyklopädie der Säugetiere
- Enzyklopädie der Natur. Die Geheimnisse der Natur entdecken, Gütersloh, 2001
Hallo Herr Kulow,
ich finde ihren Bericht sehr interresant. Ich bin 13 Jahre alt und halte eine GFS über Tiere die im Regenwald vom Aussterben bedroht sind. Ihr Bericht hat mir sehr weiter geholfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich ein paar Teile (natürlich umgeschrieben) in meine Präsentation einbauen dürfte. Bitte melden sie sich und geben mir das Ok.
L.G. Sally
Hallo Sally,
gerne darfst du das. Für die Schule darfst du Teile, die für dich wichtig sind, aus der Webseite übernehmen. Viel Erfolg. Bernd