Als die ersten Europäer im heutigen Brasilien landeten, trieben sie friedlich Handel mit den Indianern. Doch bald zwangen sie die Indianer in die Sklaverei. Warum?
Pedro Alvarez Cabral gilt als „Entdecker“ des südamerikanischen Kontinents. Nur neun Tage, nachdem er in Portugal in See gestochen war, erreichte der portugiesische Seefahrer die brasilianische Küste.
Allerdings war er eigentlich auf dem Weg nach Indien gewesen. Weil er vom Kurs abkam, landete er als erster Europäer an der brasilianischen Küste. Er ging an einem Küstenstreifen an Land, der von Tupi-Indianern bewohnt war.
Portugiesen und Indianer begegneten sich auf friedliche Weise. Jeder war beeindruckt von der fremden anderen Gruppe. Ein Tauschhandel entstand zum beiderseitigen Vorteil. Für die Indianer waren die Metallwerkzeuge der Europäer äußerst wertvoll. Sie kannten keine Metallverarbeitung und waren auf Steinäxte und Steinwerkzeuge angewiesen.
Brasilholz in Europa heiß begehrt
Die Portugiesen konnten nach ihrer Rückkehr in Portugal nicht nur prächtigen Schmuck aus Federn der Papageien vorzeigen. Sie brachten darüber hinaus ein Holz mit, mit dem sich Stoffe färben ließen. Dazu extrahiert man aus dem Holz den dunkelrot-violette Farbstoff Brasilin. Dies Holz erhielt den Namen Brasilholz und führte später zur Bezeichnung Brasilien.
Zu der Zeit erlebte die Textilindustrie eine Blütezeit und Färbemittel waren knapp. Das Brasilholz war deshalb in Europa heiß begehrt. Weitere Expeditionen nach Südamerika zeigten, dass dort unerschöpfliche Mengen von dem Färbeholz vorhanden waren. Andere Reichtümer fand man allerdings nicht.
Mit Vertrag die Welt aufgeteilt
Die portugiesische Krone war an intensiven Handelsbeziehungen mit den Indianern interessiert. Sie vergab Handelslizenzen und eröffnete Handelsstationen. Eine Kolonialisierung der Indianer war damals nicht das Ziel Portugals. Die erste Handelslizenz vergab der König im Jahre 1504.
Mit dem Vertrag von Tordesillas im Jahre 1494 teilten die Portugiesen und Spanier die neue Welt unter sich auf. Sie bezogen sogar noch zu entdeckende Gebiete gleich mit ein. Die Franzosen aber wollten sich die neuen Handelsmöglichkeiten an der brasilianischen Küste nicht entgehen lassen. Bald landeten ihre Handelsschiffe an der Küste. Die Franzosen gingen aber anders vor: Sie schickten eigene Leute in die Indianerdörfer. Dort errichteten sie ihre Unterkünfte, um das Abholzen der Bäume und den Transport des Brasilholzes zu organisieren.
Zwar ging es während dieser Zeit zwischen den Europäern und den Indianern ziemlich friedlich zu. Doch bald bekämpften sich die Seefahrer untereinander. Für Portugiesen und Spanier war klar, dass die Franzosen an der brasilianischen Küste nichts zu suchen hatten. So manche Besatzung eines französischen Handelsschiffes endete am Galgen.
Sklaverei statt friedlicher Beziehungen
Mit den Jahren aber änderten sich die friedlichen Beziehungen zwischen den Indianern und den Europäern. Die Indianer waren mit Metallwerkzeugen versorgt und ihr Interesse am Handel ließ nach. Als Mitglieder von weitgehend besitzfreien Gesellschaften bestand für sie kein Grund weiter Brasilholz einzuschlagen. Gleichzeitig aber war das Brasilholz an der Küste knapp geworden. Deshalb verlangten die Europäer nun von den Indianern, dass sie das Holz aus dem Landesinneren an die Küste schleppen sollten. Die Portugiesen blieben nun nicht mehr friedlich, übten Zwang aus bis hin zur Sklaverei.
Portugiesen hatten immer mehr Farmen gegründet, für die sie Indianer als Arbeitskräfte benötigten. Zunächst bezahlten sie die Arbeiter mit Naturalien. Doch mehr und mehr zwangen sie diese zur Arbeit. Dabei erhielten die Portugiesen die Sklaven-Indianer durchaus von den Indianern selbst. Vor allem die Tupi-Indianer nahmen traditionell bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit anderen Stämmen Gefangene, um sie zu versklaven. Mit den Portugiesen tauschten sie die Gefangenen gegen benötigte Waren ein.
Konflikt zwischen Franzosen und Portugiesen
Die Franzosen hatten sich immer weiter an der Küste ausgebreitet und wurden der Vormachtstellung der Portugiesen gefährlich. Im Jahre 1530 entschied Portugal einen Gouverneur an die brasilianische Küste zu senden und begann damit die Kolonisierung. Die Küste wurde in zwölf parallele Abschnitte, so genannte Capitanias, eingeteilt und jeweils einem verdienten Kolonisationsunternehmer unterstellt.
Die Capitanias waren mit umfangreichen Feudalrechten ausgestattet. Das hatte zur Folge, dass keine freien Bauern in die Kolonie auswanderten, sondern abhängige Landarbeiter und Kriminelle. 1549 begann man, eine Kolonialverwaltung einzurichten. Die koloniale Regierung nahm ihren Sitz in Salvador da Bahia.
Quellen:
- Hans Otzen, El Dorado am Amazonas, Frankfurt 1992
- Doris Kurella, Indianische Völker und europäischer Erforschungs-und Eroberungsdrang in Amazonien. Versuch einer Ethnogeschichte, in: Amazonas Indianer, Katalog zur Ausstellung Stuttgart 2002
Bildnachweise:
- Abbildung Sklaverei: Wikimedia Commons
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