Mythos Amazonen

Die Frauenkämpfer gegen die Spanier

Mythos Amazonen
Image: Pixalbay

Frauen-Kämpferinnen stellten sich den Konquistadoren auf dem mächtigsten Fluss der Erde entgegen. Die Amazonen. Damit bekam der Fluss seinen Namen: Amazonas

Im Jahre 1500 „entdeckte“ der portugiesische Flottenführer Pedro Cabral Südamerika. Es sollte danach noch 41 Jahre dauern, bis die ersten Europäer den Amazonas hinunter segelten. In seiner ganzen Länge von den Anden bis zur Mündung in den Atlantik. Das war dann Francisco de Orellana mit seinen 57 Männern. Auf sie warteten Entbehrungen, Abenteuer und tödliche Auseinandersetzungen mit den Amazonen und anderen Indianern.

Orellana hatte mit seinen 30 Jahren bereits Reichtümer angehäuft, Raubgüter von Eroberungen vor allem in Peru. Der neue Eroberungszug im Jahr 1541 war eigentlich von Gonzalo Pizzarro geleitet. Er wollte Gold oder andere sagenumwobene Reichtümer im Amazonas-Dschungel finden und das „Zimtland“ entdecken. Denn Gewürze stellten damals ein sehr kostbares Gut dar. Insbesondere Zimt konnte zu einer unerschöpflichen Einnahmequelle werden.

Auf der Suche nach El Dorado

Zimt wurde damals als Antiseptikum wie auch als Stimulans benutzt und mit Gold aufgewogen. Gerüchte gingen um, wonach es all diese Reichtümer im Dschungel in Ecuador oder Kolumbien gebe.

Orellana war zunächst nur Mitglied der Expedition. Diese bestand aus einem riesigen Haufen von Soldaten und Indianern, die sich auf den Weg in den Dschungel machten. Insgesamt brachen 4000 versklavte Indianer und 210 Spanier in Quito, Ecuador, auf. Die Reichtümer wollten sie im Namen der spanischen Krone erobern. Die Eroberungs-Armee führte einige tausend Schweine mit sich und Hunderte Lamas trugen die Lasten. Über 2000 Bluthunde, heute würde man sie wohl Kampfhunde nennen, sollten vor allem gegen feindliche Indianer losgelassen werden.


Dieser Film berichtet über Orellanas Reise den Amazonas entlang. Das Erstaunliche über die Expedition steht im Tagebuch des Mönchs Carvajal. Er beschreibt die indigene Bevölkerung entlang des Flusses. Dort lebten damals Indianer mit hoch entwickelter Kultur. Sie hatten nur genug zu essen, weil sie eine eigene Form der Landwirtschaft entwickelten. In ihrer Terra preta de indio, schwarze Erde der Indianer, bauten sie Nahrungsmittel an, um ganze Städte zu versorgen. Denn der Regenwald wächst auf einer nur sehr dünnen Humusschicht. 

Auf dem Strom ins Unbekannte

Doch nach monatelangem Suchen im Urwald waren die Nahrungsmittel fast am Ende, Schweine und Lamas geschlachtet und verzehrt. Von Haß, Enttäuschung und Grausamkeit erfüllt ließ Pizzarro die Bluthunde auf die Indianer, die sich in seinem Eroberungsheer befanden, los. Wer von ihnen das Gemetzel überlebte, den ließ er bei lebendigem Leib verbrennen.

Dann befahl Pizzarro, ein Schiff zu bauen. Eine Gruppe von Männern sollte den Napo, einen Nebenfluss des Amazonas, hinunter segeln und nach Essbarem suchen. Orellana wurde ihr Anführer. Doch er dachte nicht daran zurück zu kehren. Pizzarro blieb nach langem Warten nichts anderes übrig, als den entbehrungsreichen Fußweg zurück nach Quito anzutreten. Zwei Jahre nach seinem Aufbruch kam er krank und fast verhungert wieder in Quito an.

Orellana folgte indessen dem Fluss. Später behauptete er, ein starker Strom habe ihn mit sich fortgerissen. Somit sei eine Rückkehr mit dem Schiff nicht möglich gewesen und überdies auf dem Landweg undenkbar.

Der Strom führte die Männer immer weiter ins völlig Unbekannte. Die Entdeckungsreise ist im Einzelnen überliefert. Denn der Dominikanermönch Gaspar de Carvajal verfasste einen ausführlichen Bericht der gesamten Reise. Am 3. Januar 1541 hörten die Männer zum ersten Mal Trommeln. Sofort war ihnen klar, dass sie sich einer indianischen Siedlung näherten. Und sie wussten genau, was das für sie bedeutete.

Kämpfe mit Indianern

Doch Orellana war angeblich nicht ganz so grausam wie Pizzarro. Er brachte es fertig, die Indianer von seinen friedfertigen Absichten zu überzeugen. Dadurch erreichte er die Erlaubnis zur Weiterfahrt.

Im Februar gelangte die Expedition an die Mündung des Napo in den Amazonas. Zunächst glaubten die Männer, sich dem Ozean zu nähern, da sie eine Mündung mit solch großen Ausmaßen nicht erwartet hatten. Sie bauten sich ein zweites, größeres Schiff: die Victoria.

Die Indianer, denen sie nun auf dem Amazonas begegneten, stellten sich ihnen in den Weg. Mit Pfleilen schossen sie aus ihren Kanus auf die Eindringlinge. Doch die Spanier überstanden den Angriff mit mehreren Verwundeten und einem Getöteten. Fortan versuchten sei, auf ihren Schiffen zu bleiben, doch um Lebensmittel zu besorgen, mussten sie wieder und wieder an Land.

Mythos der Amazonen

Am 24. Juni 1541 gerieten sie in einen Kampf mit Indianern, der bis heute nicht vergessen ist. Denn schließlich gab dieser Kampf dem großen Strom seinen Namen. Der Name aber geht zurück auf die Amazonen und nicht auf den Konquistador Orellana. Doch Berichte über die erbitterte Auseinandersetzung Orellanas und seiner Leute mit den Amazonen gelangen nach Europa. Dort regten die indianischen Frauen-Kämpferinnen die Phantasie der europäischen Öffentlichkeit an. Daraus entstanden allerhand Geschichten und Mythen um die Amazonen.

Von den Amazonen hieß es, dass sie in einem Frauenvolk lebten. Nur einige Tage im Jahr würden sie Männer benachbarter Stämme zu sich lassen. Nur die Mädchen dieser Vereinigungen zogen die Amazonen dann groß. Die Jungen schickten sie zu ihren Vätern. In anderen Erzählungen töteten die Amazonen sogar die Jungen.

Die Spanier konnten den Angriffen der Amazonen entkommen. Doch sie gerieten bald in die nächste Schlacht. Dabei traf ein Speer den Berichtschreiber Carvajal ins Auge, so dass er fortan auf einem Auge blind blieb.

Schließlich erreichten sie die Amazonasmündung. Als sie später in Spanien an Land gingen, wurden ihre Berichte und persönlichen Erzählungen mit Neugier aufgenommen. Orellana sammelte Geld und stellte ein neues Heer von 500 Mann zusammen. Diesmal wollte er die goldene Stadt, das Goldreich suchen. Doch Orellana starb in der Amazonasmündung bevor die Expedition sich in den Dschungel begeben konnte.

Quellen:

  • Victor von Hagen, „Auf der Suche nach dem goldenen Mann, Hamburg 1977
  • Marcia Willis, „Urwälder am Amazonas“, London 1971
  • Fabienne Pavia, „Der Amazonas“, Köln 1999
  • Wikipedia.de

Bildernachweise:

 

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Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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