Mangrovenwälder beherrschen einen Großteil der Amazonas-Mündung. Dabei schützen die Mangroven die Ufer vor Erosion und fangen starke Stürme ab. Ferner finden viele Vögel und Fische ihre Brutplätze im Schutz der Mangrovenwälder. Doch das Ökosystem ist gefährdet.
Der weiche Schlamm, in dem Mangroven wachsen, bietet Krabben, Schnecken, Muscheln oder verschiedenen Arten von Würmern Lebensraum. Somit finden riesige Schwärme von Vögeln hier ihre Nahrung. Zudem liegt die Amazonas-Mündung an einer großen Vogelzugroute. Infolgedessen rasten hier viele Tausend Wattvögel aus Nordamerika. Manche der Vögel verbringen hier sogar die Monate des nördlichen Winters. In dieser Zeit kann man zum Beispiel Regenpfeifer oder Strandläufer in den Mangroven antreffen.
In den Mangroven tummeln sich auch unterschiedlichste Fischarten. Denn die Fische finden hier Laichplätze. Darum wimmelt es hier von Jungfischen.
Deutsch-brasilianisches Forschungsprojekt
Wissenschaftler untersuchten mehrere Jahre lang ein Mangroven-Gebiet bei Braganca im Mündungsgebiet des Amazonas. Während dieser Jahre arbeiteten deutsche und brasilianische Wissenschaftler gemeinsam an dem Projekt MADAM (Mangrove Dynamics and Management). Ihre Aufgabe bestand darin wissenschaftliche Grundlagen zum Schutz und zur Nutzung der Mangrovenwälder zu erarbeiten.
Denn heute leben noch weit über die Hälfte der lokalen Bevölkerung von den natürlichen Ressourcen der Mangrovenwälder. Doch zunehmend entdecken Touristen die abgelegenen Gebiete. Dabei sind erste Zerstörungen nicht ausgeblieben.
Wissenschaftler des Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) der Universität Bremen waren an dem Projekt beteiligt. Das Projekt in einem der größten Mangrovengebiete der Erde brachte umfassende Einblicke in Struktur und Funktion des Ökosystems Mangrove.
Mangroven – Ödnis oder ökologisches Multitalent?
Mangroven sind Gezeiten-Wälder, die in den Tropen die Küsten säumen und eine Vielfalt an außergewöhnlichen Lebensformen beherbergen. Tiere und Pflanzen sind dort an die extremen Umweltbedingungen angepasst, die ein den Tiden ausgesetzter Standort mit sich bringt. Weltweit bedecken die Mangrovenwälder eine Fläche von ca.15 Millionen ha, das entspricht der Hälfte der Fläche Deutschlands. Man schätzt jedoch, dass in den letzten 30 Jahren ihr Bestand um fast vier Millionen ha abgenommen hat. Im Verhältnis zur Gesamtfläche schwindet der Mangrovenwald schneller als der tropische Regenwald.
Dieser Film zeigt sehr schöne Aufnahmen von Mangroven. Doch hier sind es Mangroven, die im Salzwasser wachsen.
Besonders gefährdet sind die tropischen Mangrovenwälder. Große Mangroven-Gebiete wurden in den 80er und 90er Jahren für den Bau von Garnelenfarmen abgeholzt, zum Beispiel in Ecuador. Die Rodung zerstörte dabei die Brutplätze vieler Fischarten. Gleichzeitig gefährdet die Abholzung der Mangrovenwälder auch die Menschen in den Ufer- und Küstenstreifen. Denn die Mangroven schützen den Küstensaum und stabilisieren ihn. Fallen sie, können Flutwellen ernsthaften Schaden anrichten.
Will man die Zerstörung der Mangroven verhindern, müssen nachhaltige Bewirtschaftungsformen gefunden werden, so die Ergebnisse der Tropenforscher. Dazu sind grundlegende Kenntnisse ihrer Struktur, ihrer ökologischen Funktionen und ihrer Nutzung durch den Menschen notwendig. Über einen Zeitraum von zehn Jahren erhoben die Wissenschaftler im MADAM – Projekt Daten zu Waldstruktur und Artenvielfalt des noch relativ ungestörten Mangroven-Gebietes im Süden der Amazonasmündung. Dabei bezogen sie auch die Verbindungen zum Hinterland und zum offenen Meer ein. An dem fachübergreifenden Projekt war ein deutsch – brasilianisches Team mit Biologen, Geologen, Geographen, Sozioökonomen und Modellierern beteiligt.
Wichtige Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf
Wie die Untersuchungen zeigten, haben Mangrovenwälder eine große Anzahl äußerst wichtiger Funktionen. Aufgrund ihrer hohen Produktion an Biomasse spielen sie eine wesentliche Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Abgestorbenes Tier- und Pflanzenmaterial, das aus den Mangroven ins Meer gespült wird, nährt die küstennahen Ökosysteme. Mangrovensümpfe sind Aufwuchsgebiete für viele wirtschaftlich wichtige Fisch-, Krebs- und Garnelenarten.
Überall dort, wo sie dem Städtebau und der Garnelenzucht weichen mussten, gingen die Erträge der Küstenfischerei drastisch zurück. Auch schützen Mangrovenwälder die Küsten vor Sturmfluten und Erosion und das Hinterland vor dem Anstieg des Meeresspiegels. Sie behalten Schadstoffe und Sedimente aus Flusseinträgen zurück, bevor diese in die Küstenmeere gelangen und dort die Lebensgemeinschaften schädigen.
Erste Schutzgebiete eingerichtet
In dem Untersuchungsgebiet mit seinen etwa 85.000 Einwohnern leben zwei Drittel der Haushalte direkt oder indirekt von den natürlichen Produkten der Mangrove. Besonders diese nutzbaren Produkte nahmen die Forscher unter die Lupe. Dabei bestimmten sie den sozioökonomischen Stellenwert von mehr als einem Dutzend Mangroven-Produkten. Dies waren vor allem Landkrabben, Fische und Holz. Doch die Nutzung der Produkte durch die Einwohner steht nicht immer im Einklang mit der Natur. Mit Blick auf diese Konflikte suchten die Wissenschaftler nach Lösungen.
Mangroven wurden lange Zeit als Ödnis angesehen, nutzlose Sümpfe, die man ohne Bedenken rodete. Zum Glück hat das MADAM-Projekt in Brasilien bei lokalen Nutzern wie auch bei Regierungsorganisationen ein Umdenken in Gang gesetzt. Basierend auf den Forschungsergebnissen richtete die Regierung Schutzgebiete ein.
Quellen:
- Saint-Paul U., Schneider H. (Hrsg.): Mangrove Dynamics and Management in North Brazil. Ecological Studies, Springer Verlag, 2010.
- Leipniz-Zentrum für Marine Tropenforschung: Pressemeldung „Mangroven – Ödnis oder ökologisches Multitalent“ (4.11.2010)
Bildnachweise:
- Beitragsfoto: Wikimedia commons „Roots“
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