Die Harpyie ist der König der Baumwipfel. Mit bis zu 80 km/h stürzt sie sich auf ihre Beute. Affen oder Faultieren bleibt kaum eine Chance.
Der Harpyienadler ist der größte Greifvogel der Welt. Allein die Länge seines Körpers erreicht mehr als einen Meter und die Flügelspannweite zwei Meter. Eine Kralle des Riesenadlers wird bis zu sieben Zentimeter lang. Für die Beutetiere sind die Krallen tödlich. „Harpyie: Dämon des Sturms“, so nannten ihn die Griechen.
Schwanzfedern funktionieren wie High-Tech-Bremse
Wer solche Geschwindigkeiten erreicht wie die Harpyie, braucht eine gute Bremse. Ihr Schwanz funktioniert wie der beste Bremskraftverstärker. Der Adler fächert den Schwanz auf und drückt ihn nach unten. Das sieht nicht nur wunderschön aus, sondern wirkt wie beim Autofahren der Tritt auf die Bremse. Je stärker die Harpyie den Schwanz auffächert und nach unten drückt, desto stärker die Bremswirkung. Und zudem steuert sie mit dem aufgefächerten Schwanz seinen Flug.
Ihre Riesennester bauen die Harpyien in den Wipfeln der höchsten Tropenbäume. In Höhen bis zu 50 Metern brütet das Weibchen zwei bis drei Eier. Doch nur wer zu erst schlüpft, wird leben. Hier gilt es bereits im Ei so schnell wie möglich heranzureifen und die Schale aufzupicken. Ist ein Junges geschlüpft, stellt das Weibchen das Brüten ein. Die restlichen Eier erkalten und sterben ab. Nur der schnell geschlüpfte wird groß gezogen.
Extremer Nesthocker
Obwohl er schnell geschlüpft ist, bleibt der Jungvogel bis zu einem halben Jahr im Nest hocken. Dann erst wird er flügge. Doch noch lange nicht selbstständig. Im Gegenteil: Acht bis zehn Monate lang wird er von den Eltern umsorgt und umhegt.
Im Manú Nationalpark in Peru leben 13 Affenarten. Sie alle sind ständig auf der Hut vor der Harpyie. Die Harpyie ist der stärkste Adler der Welt. Die Affen sind vor ihr nicht sicher.
Und ganze vier Jahre dauert es, bis er geschlechtsreif wird. Die Harpyie ist mit einem Jungvogel so beschäftigt, dass sie nur alle zwei Jahre brütet.
Harpyie: Dämon des Sturms
Ihr Name stammt aus der griechischen Mythologie. Und der bezeichnete bei den Griechen keinen freundlichen Vogel. Die Harpyien der Griechen waren schreckliche Ungeheuer. Sie waren Greifvögel mit einem Frauenkopf. Diese Dämonen des Sturms stahlen sogar Kinder.
Die Brüllaffen sind die ersten am Morgen deren lautes Rufen durch den Dschungel schallt. Doch das ruft auch die Harpyie auf den Plan. Schockierend: Der riesige Vogel greift sich einen großen Brüllaffen. Oder doch nicht?
Neben Affen und Faultieren jagt die Harpyie auch Vögel. Zum Beispiel große Papageien, wie die Aras, stehen auf ihrer Speisekarte. Für die Aras kommt entsprechend die größte Gefahr aus der Luft. Natürliche Feinde hat die Harpyie kaum. Gefährdet aber werden sie vor allem durch die Baumsägen und Brandrodungen, also die zerstörerische Kraft der Menschen.
Eine Reportage von BBC Earth: Der Kameramann klettert in schwindelnde Höhen. In einem 36 Meter hohen Baumwipfel sitzt der Adler-Jungvogel. Was befindet sich noch im Nest?
Engagement für den Schutz der Harpyie
Für den Schutz von Greifvögeln weltweit setzt sich der Peregrine Fund ein. Erfolge hat der Fund mit dem Auswildern von Greifvögeln seit 40 Jahren. Zudem setzen sich seine Mitglieder für den Erhalt der Habitate ein und für wissenschaftliche Erforschung der Greifvögel.
Die Harpyie war noch vor Jahren nicht nur in Südamerika, sondern auch in Mittelamerika verbreitet. Dort aber findet man immer weniger. In El Salvador ist der Adler bereits ausgestorben. Denn er braucht möglichst unberührte Wälder, um leben zu können. Doch Bergbau, Holz- und Agrarwirtschaft zerstören immer mehr natürliche Habitate.
Der starke Adler bekam aber immer mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Das mittelamerikanische Land Panama erklärte den Harpyie Adler zu ihrem nationalen Vogel.
Quellen:
- Enzyklopädie der Natur, Bertelsmann, München 2001
- Wikipedia: Harpyie (Zugriff 2017-01-27)
- David Attenborough: Das geheime Leben der Vögel, Bern 1999, Originalausgabe: The Life of Birds
- Bildnachweis: Beitragsfoto von Mdf (Eigenes Werk) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons
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