Die Sägen kreischen, die Flammen lodern und Rauch wabert über dem Regenwald. Die Zerstörung des Regenwalds in Südamerika nimmt wieder große Ausmaße an.
Die Zerstörer des Regenwalds in Südamerika zogen sich 10 Jahre lang mehr und mehr zurück. Jetzt aber schlagen sie wieder zu. Der Regenwald brennt wieder.
Die Feuer im Amazonasgebiet haben in 2019 nach brasilianischen Regierungsangaben um 83 Prozent zugenommen. Satellitenaufnahmen zeigen eine Vielzahl von Bränden auch in abgelegenen Gebieten des Amazonas. Was das auch für uns bedeutet erklärt die Reporterin Daniela Will im WELT-Studio.
Riesige Flächen des Urwalds Amazoniens haben sie in den vergangenen zwei Jahren wegrasiert. Vor allem die steigende Nachfrage nach Soja weltweit führt zur Umwandlung von Regenwald in Soja-Farmland.
In Brasilien haben in diesem Jahr, in 2019, bereits 72.000 Waldbrände gewütet. Die Mehrheit davon im Amazonas Regenwald. Während der Trockenzeit sind Waldbrände im Amazonas keine Seltenheit. Doch im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2018 haben die Brände um 84 % zugenommen.
Der Weltspiegel (2. 12. 2019): Der brasilianische Präsident Bolsonaro ruft offen zur Ausbeutung des Urwalds auf. Plötzlich brennt es in einem der größten Feuchtgebiete der Erde.
Die Vernichtung des Regenwalds hatte in den vergangenen Jahren bereits drastisch zugenommen. In diesem Sommer aber ist die Weltöffentlichkeit aufgewacht. Die enorme Zunahme der Brände war Thema des G7 Treffen in Frankreich.
Inferno für Tiere und Pflanzen
Wenn das Feuer im Regenwald lodert, brennt nicht nur Holz. Die riesigen Waldflächen, die in Flammen stehen, bedeuten für die Tiere des Regenwalds den Tod. Sie können dem Inferno meist nicht entkommen.
Regenwald so groß wie ein Fußballfeld – alle zwei Sekunden wird solch eine Fläche Regenwald vernichtet. Doch noch bestehen 37 % der Landfläche der Erde aus Regenwäldern. Die sind äußerst wichtig für das Klima der Erde.
Allein in Brasilien stieg die kahlgeschlagene Fläche des Regenwalds von August 2015 bis Juli 2016 um 2.000 km2 im Vergleich zum Jahr davor. In Bolivien beschleunigt sich die Vernichtung des Regenwalds ebenfalls, so die New York Times vom 24. Februar 2017.
Bild-Reporter vor Ort in Brasilien. Was helfen würde: Wenn wir in Deutschland weniger Hühnerfleisch aus der Massentierhaltung essen würden. Denn die werden mit Soja aus Brasilien gefüttert.
Vorwürfe gegen US-Unternehmen Cargill
Die New York Times wirft vor allem dem US-Unternehmen Cargill vor, an der steigenden Abholzung in Bolivien beteiligt zu sein. Cargill machte im Geschäftsjahr 2016 einen Netto-Gewinn von über 2.3 Milliarden US-Dollar. Nach Recherchen von Jean Ziegler, dem UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, kontrollierte die Cargill-Gruppe im Jahr 2012 rund 30 Prozent allen weltweit gehandelten Getreides.
Noch am 17. Januar 2017 betonte das Unternehmen Cargill seine Selbstverpflichtung Waldvernichtung nicht mehr zu akzeptieren. Das Unternehmen wolle keine Produkte mehr zulassen, zu deren Produktion vorab Wald vernichtet wurde. Dieses Commitment geht zurück auf die „New York Declaration of Forests“, die Cargill mit weiteren Unternehmen vor drei Jahren unterzeichnet hat. Die Unternehmen verpflichten sich in dem Dokument bis 2020 Entwaldung für die Produktion von Palmöl, Soja und Rindfleisch vollständig zu stoppen. Doch jetzt belegte ein Reporter der New York Times Gegenteiliges. Demnach kauft Cargill vor allem in Bolivien Soja von Farmern, die für die Soja-Felder Regenwald roden.
Der Regenwald brennt wieder für Soja-Anbau
Offenbar verfolgen Multinationale Nahrungsmittelkonzerne seit neustem die Strategie in äußerst abgelegenen Regionen Farmer zu ermuntern, Regenwald zu roden. In diesen Regionen sind Schutzmaßnahmen nur sehr schwer durchzusetzen oder existieren gar nicht.
In Bolivien setzt die Regierung unter dem sozialistischen Präsidenten Evo Morales die Priorität auf die Ernährung der Bevölkerung. Dazu soll die landwirtschaftliche Produktion gesteigert werden. Bis 2025 plant die Regierung 14 Millionen Acres Wald in Farmland umzuwandeln.
Für ein armes Land wie Bolivien stellt sich der Regenwaldschutz ganz anders da, als für uns. Dort sieht man zunächst die Notwendigkeit ausreichend Lebensmittel für die eigene Bevölkerung zu produzieren.
Quellen:
- Hiroko Tabuchi und Claire Rigby: „Amazon Deforestation, Once Tamed, Comes Roaring Back“ New York Times vom 24. Februar 2017
- Cargill: Press Release 16. Januar 2017
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